Ehedrama "45 Years" kommt in die Kinos

Der neue Film "45 Years" des britischen Regisseurs Andrew Haigh kommt in die österreichischen Kinos. Basierend auf einer Kurzgeschichte von David Constantine erzählt er darin von einem Ehepaar, das kurz vor dem 45. Hochzeitstag von einem Ereignis aus der Vergangenheit eingeholt und dadurch in den Grundfesten seiner Beziehung erschüttert wird. Bei der Berlinale hatte der Film seine Weltpremiere, Charlotte Rampling und Tom Courtenay erhielten jeweils den Silbernen Bären als beste Hauptdarsteller.

Tom Courtenay und Charlotte Rampling

Tom Courtenay und Charlotte Rampling

FILMLADEN FILMVERLEIH

Mittagsjournal, 15.9.2015

Leise Kammerspiel über eine Ehe

Nur wenige Tage, bevor Geoffrey und Kate ihren 45. Hochzeitstag feiern wollen, erhält er eine Nachricht aus der Schweiz: Der Leichnam seiner Jugendliebe Katya wurde mehr als 50 Jahre nachdem sie in einer Gletscherspalte verunglückt war, gefunden, gut konserviert im alpinen Eis.

Die Neuigkeit bringt nie ausgesprochene Zweifel und Geheimnisse zutage, plötzlich drängt sich das Bergunglück von damals in den Mittelpunkt des Ehelebens und die scheinbare Harmonie der letzten 45 Jahre wird in jeder Hinsicht in Frage gestellt.

Es habe ihn interessiert, wie stark ein so lange zurückliegendes Ereignis bis in die Gegenwart hineinwirken könne, sagt Regisseur Haigh. Haigh inszeniert den Film als leises Kammerspiel, in dem sich die emotionale Erschütterung nach und nach auf allen Ebenen manifestiert. Die Idylle des abgeschiedenen Landhauses verwandelt sich in kaum erträgliche Beengtheit, während das Herbstwetter draußen täglich düsterer wird. Doch in dieser Jahreszeit bleibt das erhoffte reinigende Gewitter meist aus und auch in „45 Years“ machen sich statt der erlösenden Entladung Sprachlosigkeit und Argwohn breit.

Starke Darsteller

Tom Courtenay und vor allem Charlotte Rampling glänzen durch ihr ausdrucksstarkes Spiel. Etwa wenn ihr agiler Gang täglich schwerfälliger wird oder jahrzehntelange Geheimnisse jeden Tag deutlicher an seiner Körperhaltung ablesbar sind.

Die Kamera bleibt oft auf Distanz oder nähert sich dem Geschehen nur zögerlich und wie gewohnt verzichtet Haigh auch auf Filmmusik und wählt stattdessen bewusst Songtitel, die aus der jeweiligen Szene heraus die Handlung kommentieren.

Das große Fest zum Hochzeitsjubiläum findet am Ende wie geplant statt, doch im Trubel der Gratulationen und der augenscheinlichen Romantik zeigt sich erst das wahre Ausmaß des Dilemmas. Ein nachdenkliches, intelligentes Drama, das auf grandiose Weise und mit grandiosen Schauspielern von der Fragilität zwischenmenschlicher Beziehungen erzählt.