Gespräch mit Kurt Flasch

Der Teufel und seine Engel - Die neue Biographie

Der Mainzer Philosoph und Mittelalterspezialist Kurt Flasch hat ein Buch in zwanzig Kapiteln über "Aufbau" und "Abbau" des Teufels verfasst. "Der Teufel und seine Engel" sei kein theologisches Buch, auch keine einfache Kulturgeschichte und noch weniger geht es dabei um "Satanismus" im üblich reißerischen Sinn. Flasch geht es vielmehr um "Moral- und Religionskonzepte der europäischen Hochkultur", denn: "Wer Europa kennen will, muss Gott und den Teufel erkunden."

Service

Kurt Flasch, "Der Teufel und seine Engel - Die neue Biographie", C.H. Beck Verlag

Der griechische "Diabolos", eine Übersetzung des hebräischen "Satan" - "der Ankläger", "Verleumder" ist im Alten Testament noch nicht der Inbegriff des Bösen. Bei den (allerdings rabiaten) Prüfungen des Hiob führt der Teufel Gottes Befehle einfach aus; auch in der Geschichte vom Sündenfall ist der Teufel als listiger und folgenreicher Versucher noch weit vom späteren "Herren der Welt" weit entfernt. Das Neuen Testament erzählt Satan als einen, der Jesus immer wieder erprobt.

Fein säuberlich seziert Flasch die verzwickten Konzepte der Kirchenväter - wie der Teufel zum "Luftwesen" mutierte und ein solches zum Beispiel imstande sein sollte, mit Menschenwesen zu kopulieren. Der Philosophiehistoriker dröselt die Obskurantismen, die zu ihrer Zeit fixe Bestandteile vitaler Glaubenslehren waren, fein säuberlich auf - bisweilen umreißt er die entsprechenden zeitgeschichtlichen Zusammenhänge.

Wer dunklen Psycho-Sound erwartet, der Bücher über den Teufel üblicherweise durchzieht, ist bei Kurt Flasch an der falschen Adresse: Wer aber die eng verwobene Geschichte von Gott und Teufel, also jene Kraft, die Europa im Innersten zusammenhält, besser verstehen will, sollte zu diesem Buch greifen.