Große Elliott-Erwitt-Schau in Wien
In der Leica Galerie Wien sind 40 Schwarz-Weiß-Aufnahmen des Fotografen Elliott Erwitt zu sehen. Der 1928 geborene Erwitt arbeitete für große Magazine wie "Look" oder "Life" ebenso wie als Werbefotograf und reiste als Magnum-Fotograf für seine politischen Reportagen um die Welt. "Ein Amerikaner in Paris" heißt die aktuelle Schau, die von seinem großen Humor und seiner unverwechselbaren Bildsprache zeugt.
8. April 2017, 21:58
LEICA GALERIE WIEN/MATTHIAS THOELEN
Geboren in Paris, zog seine Familie bald nach Mailand und auf der Flucht vor den Nazis in die USA. Nach Paris kehrte er regelmäßig gerne zurück und hielt dort das Leben auf den Boulevards, in Straßencafés, Jardins und Cabarets fest.
Kulturjournal, 23.9.2015
Service
Leica Galerie Wien - Elliott Erwitt / Paris
Magnum Photos - Elliott Erwitt
Zwischen haltenden Autos und Lieferwagen manövriert ein Mann gewissenhaft einen überlebensgroßen Eiffelturm über die Straße. Auf einer Brücke über der Seine gesellt sich eine füllige alte Frau wie selbstverständlich zu drei posierenden Modells. Es ist vor allem der komödiantische Aspekt, der Erwitts Schwarz-Weiß-Bilder bekannt und berühmt machte, meint der Kurator Fabian Knierim.
Menschen und Hunde im Fokus
Diese künstlerischen Arbeiten waren für Erwitt stets eine willkommene Abwechslung zu politischen Reportagen und Werbefotografie, Hunde spielen darin eine besondere Rolle. So zeigt eine Aufnahme einen Hund, der mitten auf dem Boulevard sein Geschäft verrichtet und dabei verschämt und schuldbewusst in die Kamera blickt. "Schnappschüsse" nennt Elliott Erwitt diese augenzwinkernden Aufnahmen des Pariser Straßenlebens, auch wenn er bei vielen von ihnen der Spontanität ein wenig auf die Sprünge half. "Er trug oft eine Hupe bei sich, die er im richtigen Moment betätigte, um die Aufmerksamkeit der Menschen und Hunde zu erlangen", so Knierim.
Die Kunst des richtigen Moments
Diese Fähigkeit, den richtigen Moment zu erkennen und rasch zu reagieren, sei es auch, die Erwitts Arbeiten so unverwechselbar mache, sagt der Galerist Peter Coeln. "Von ihm habe ich sehen gelernt", ergänzt Okky Offerhaus, die Erwitt in den 1960er Jahren fünf Jahre lang als Assistentin rund um die Welt begleitete. Schweigsam, humorvoll und mit enormen Ansprüchen an sich selbst und sein Team, so hat Okky Offerhaus ihn in Erinnerung. In ihrem neu erschienenen Buch "EE & OO: … but a plastic rose is forever" schildert Offerhaus die intensiven Jahre mit dem Star-Fotografen.
Lebende Legende
Mit seinen 87 Jahren gilt Erwitt, einer der dienstältesten Magnum-Fotografen, heute als lebende Legende. Immer noch umtriebig, reiste er kürzlich mit Barack Obama nach Cuba, um den Neuanfang der US-amerikanisch-kubanischen Beziehung zu dokumentieren, so wie er damals die Revolution rundum Fidel Castro und Che Guevara festhielt. Die Bilder sind derzeit in Amsterdam ausgestellt. Zur Eröffnung der Wiener Schau schickte Erwitt eine Videobotschaft. Ein Bild sei bekanntlich mehr wert als 1000 Worte, so Erwitt darin, man möge also daran denken, wie viel Zeit man sich gerade gespart habe.