Ausgezeichnetes Bauen mit Holz
Das Bauen mit Holz wird immer populärer. Neben Einfamilienhäusern werden in Österreich zunehmend auch öffentliche Bauten und Wohnhausanlagen aus Holz errichtet. U. a. weil in allen Bundesländern vergebene Holzbaupreise das Bewusstsein für Holz - als nachwachsenden und CO2-neutralen Baustoff - fördern. Dass es auch ein urbaner Baustoff ist, zeigt der Holzbaupreis "Wienwood", der gestern zum zweiten Mal mit einem Preisgeld von 21.000 Euro in Wien verliehen wurde.
8. April 2017, 21:58
Es gab sechs Preise - u.a. für die Wohnhausanlage am Mühlweg und an der Wagramer Straße - und fünf Auszeichnungen.
Morgenjournal, 25.9.2015
Kindergarten Schukowitzgasse
Mit schlichter Eleganz in Holz und Glas besticht der Kindergartenbau in der Schukowitzgasse. Einer der gestern ausgezeichneten Bauten, der auch international Aufmerksamkeit erregt und immer wieder Architektenteams anlockt - aus Japan, Italien oder Deutschland. Holzbauten sehen nicht nur gut aus und sind umweltfreundlich, sie haben auch eine enorm kurze Bauzeit. Das hat die Bauherrin Elfriede Heinrich von der MA10 - zuständig für Kindergartenbau - letztlich überzeugt. Denn Wien baut unter Hochdruck Kindergärten. Daher war es wichtig, dass der - von Architekt Clemens Kirsch geplante - im April begonnene Kindergarten im September bezugsfertig war.
Während es in den westlichen Bundesländern durch den Einfamilienhausbau eine lange Holzbautradition gibt, wird Holz als urbaner Baustoff in Wien erst in den letzten Jahren entdeckt. Hier bietet es Potentiale vor allem für temporäre Bauten, wie der 67 Meter hohe Aussichtsturm am Hauptbahnhof zeigt, der nun verkauft ist und an anderer Stelle neu genutzt wird.
Wiens höchster Wohnbau in Massivholztechnik
Die Wohnhausanlage Wagramer Straße, mit sieben Geschossen der bisher höchste Wohnbau in Massivholztechnik in Wien, spiegelt den Kampf des Holzbaus mit den Baunormen wider. Weil Brand- und Schallschutz bei Holzbauten besonders streng gehandhabt werden, mussten tragende Holzwände aufwändig hinter mehreren Lagen Gipskarton versteckt werden. Und das, obwohl die Sonderauflagen für Holz im Brandschutz vor allem auf Vorurteile zurückzuführen sind. Wie Georg Binder, der Geschäftsführer von ProHolzAustria sagt, sei das Brandverhalten von Holz im Vergleich zu Stahlbeton besser kalkulierbar und damit sicherer. Er wünscht sich einen sachlicheren Umgang mit dem Holzbau, wie es ihn anderen Ländern auch gibt.
Wann baut die öffentliche Hand?
Immerhin hat man auch die Normen in Österreich in den letzten Jahren schon etwas der Realität angepasst. Seit Jahresbeginn gibt es neue OIB-Richtlinien, die im Holzbau sechs statt vier Geschosse in Standardbauweise erlauben. Auch wenn die Vorurteile gegen Holzbauten langsam abgebaut werden, und ihr Anteil in den letzten 15 Jahren schon von 25 auf 43 Prozent gestiegen ist: Der stolze Holzbau mit Signalwirkung, errichtet von der öffentlichen Hand, fehlt noch.
Und das in einem Holz-Land wie Österreich, in dem 48 Prozent der Fläche bewaldet sind, und es jährlich 30 Mio. Festmeter Zuwachs an Holz gibt. Dass in einem solchen Land eigentlich viel mehr mit Holz gebaut werden müsste, dass das nicht nur ökologisch und ökonomisch, sondern auch ästhetisch sinnvoll wäre, hat die Preisverleihung des "Wienwood 15" einmal mehr gezeigt.