Roman von Jan Koneffke
Ein Sonntagskind
In seinem neuen Buch geht Jan Koneffke der Frage nach, wie die biografischen Fundamente von Menschen beschaffen sind, die man gemeinhin als moralische Instanzen bezeichnet.
8. April 2017, 21:58
Eigentlich wollte Jan Koneffke mit dem dritten Band einer fiktiven Familiengeschichte seine Trilogie rund um den Künstler Felix Kannmacher abschließen. Doch dann kam alles anders: Ihm wird ein 30-seitiger Brief seines mittlerweile verstorbenen Vaters zugespielt. Darin schildert der damals 17-Jährige detailliert und prahlerisch seine Erlebnisse bei der Wehrmacht. Unter anderem geht aus dem Brief hervor, dass er im Krieg einen Deserteur erschossen hat. Dieser Gedanke lässt den Sohn nicht los, er beginnt zu recherchieren und die wahre Identität seines Vaters zu rekonstruieren.
Im Buch heißt der Vater Konrad Kannmacher, beschrieben wird seine Entwicklung, die mit einer Lebenslüge einhergeht. Die Geschichte beginnt in den letzten Wochen des Krieges, in denen Konrad mehr zufällig als heldenhaft zu Ehren kommt. Danach schämt er sich zutiefst für seine Taten und verschweigt sie hartnäckig. Erst recht als er, gefördert von einem ehemaligen Widerständler, Philosophieprofessor wird. Sein Schwerpunkt ist Ethik. Schonungslos legt Koneffke die Geschichte der Gesinnungswechsel seines Vaters offen, von der 68er-Bewegung über die Wende bis in die Gegenwart hinein.
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Jan Koneffke, "Ein Sonntagskind", Roman, Galiani Berlin