Nachruf auf Hellmuth Karasek
Der Autor, Literaturkritiker und Journalist Hellmuth Karasek ist im Alter von 81 Jahren in Hamburg gestorben. Bekannt war er vor allem durch die ZDF-Sendung "Das Literarische Quartett", in der mit Marcel Reich-Ranicki und anderen Kritikern über neue Bücher diskutierte. Trotz seines Alters kam die Todesnachricht überraschend: Bis zuletzt war Karasek hochaktiv und in den Medien präsent.
8. April 2017, 21:58

DPA/ANGELIKA WARMUTH
Mittagsjournal, 30.9.2015
Die Sendung "Das Literarische Quartett" war für oft heftige Debatten bekannt. Hellmuth Karasek war so viel wie der Blauhelm zwischen Marcel Reich-Ranicki und Sigrid Löffler. Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki hatte Karasek gleich am Anfang der Sendung, 1988, dazu geholt, wie Karasek zu Lebzeiten einmal in einem Interview erzählte. "Er hat, glaube ich, gemocht, dass ich damals skrupellos vor den Kameras zu sprechen bereit war, als wären sie gar nicht da."
Mit Marcel Reich-Ranicki verband ihn eine enge Beziehung, später sprach er auch von Freundschaft. "Ich behaupte, dass ich Frau Löffler von Klagenfurt kannte - ich war damals in der Bachmann-Jury -, und dass ich sie Reich-Ranicki vorgeschlagen habe. Er aber hat bis zuletzt behauptet, er habe sie alleine vorgeschlagen." Jedenfalls, so Karasek, habe man sie dann zum "Quartett" geholt.
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Seine journalistische Laufbahn begann Hellmuth Karasek bei der "Stuttgarter Zeitung", danach war er Theaterkritiker bei der Wochenzeitung "Die Zeit" in Hamburg. Mehr als 20 Jahre lang leitete er das Kulturressort des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". 1996 kam es zum medial ausgefochtenen Bruch mit dem "Spiegel", der in Karaseks Roman "Das Magazin" gipfelte. Dieser Roman über das intrigante Innenleben eines Hamburger Nachrichtenmagazins wurde ihm von vielen übelgenommen.
Karasek liebte das Publikum und selbst nachdem das "Quartett" 2001 nach 77 Folgen und 375 besprochenen Büchern eingestellt wurde, tauchte der umtriebige Kulturkritiker immer wieder auf dem Bildschirm auf, etwa um sein Buch "Soll das ein Witz sein" zu präsentieren. Die Neuauflage des Fernsehklassikers kann Hellmuth Karasek nicht mehr miterleben: Die startet das ZDF an diesem Freitag - fast 14 Jahre nach der letzten Sendung.