"Mezzosopranist" Valer Sabadus

Der ungarisch-rumänisch-stämmige Valer Sabadus zählt derzeit zu den gefragtesten Countertenören; dabei ist keine dreißig Jahre alt. Heute Abend debütiert er als Nero in der Monterverdi-Oper "Die Krönung der Poppea".

Kulturjournal, 12.10.2015

Valer Sabadus fühlt sich im ziemlich großen Ensemble dieser "Poppea", unter der Regie von Claus Guth und mit Jean-Christophe Spinosi, ziemlich wohl. Auch wenn seine Rolle, der Nerone, dieser triebgesteuerte und rücksichtslose Imperator, durchaus darstellerische Herausforderungen für ihn bereithält. Nach einer konzertanten Aufführung von Vincis "Atarsers" (2012) schlüpft er nun in die Rolle des besessenen Nerone: Eine mörderische Liebe zwischen Poppea und Nerone, von der man nicht wisse, wo sie hinläuft. Gerade so eine Produktion sei wahnsinnig dramatisch, sagt Sabadus.

Dramatik und Countertenöre - das ist heute längst kein Gegensatz mehr. Vorbei die Zeiten, als es nur wenige von diesen Stimmakrobaten gab, die sich in Schöngesang übten und kaum einmal in Opernrollen besetzt wurde. Die Damen, die in Hosenrollen auftraten, haben die Countertenöre längst wieder von den Bühnen vertrieben, zumindest was die Barockoper betrifft.

"Ich bin kein Sopranist mehr"

"Ich bin zuerst ein Countertenor, versuchte man das enger zu fassen, so würde ich mich als ein männlicher Mezzosopranist bezeichnen", so Sabadus. "Ich bin kein Ottone, sondern eher ein Nerone; da geht es auch ein bisschen hinauf, aber ich bin trotzdem kein Sopranist mehr." Die Stimme habe sich in den letzten zehn Jahren verändert, sei eher mezzolastig geworden, betont Valer Sabadus. Wie viele seiner Kollegen, hat er sich auch mit den historischen Kastraten beschäftigt, und da hat es ihm Giuseppe Millico besonders angetan.

Ob Davide Daniels, Bejun Mehta oder Max Emanuel Cencic, es gibt heute oft Gelegenheiten, bei denen verschiedene Countertenöre die Bühne bevölkern. Wie steht es da mit dem Konkurrenzdenken, das ja bei den historischen Kastraten in der Barockzeit ziemlich ausgeprägt war? "Jeder muss sich seine eigene Nische suchen, in der er punkten kann", so Sabadus.

Die prägende Elf-Uhr-Nummer

Die Karriere startete früh: Mit 23 Jahren sang Valer Sabadus bei den Salzburger Pfingstfestspielen unter Ricardo Muti in "Demofoonte" von Jommelli. "Es war eine kleine Rolle, die eleven-o’clock-number. Ich hatte eine Arie, und die lief immer um elf Uhr nachts im dritten Akt. Das war unheimlich prägend für mich, weil ich zum ersten Mal mit den ganz Großen zusammengearbeitet habe", erinnert sich der Sänger.

Valer Sabadus hat einen Vertrag mit Sony und tritt auch in vielen Konzerten auf. Nach der Serie von Monteverdis "Poppeas" kommt Valer Sabadus auch schon bald wieder nach Wien.

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