"Poppea" im Theater an der Wien

Im Theater an der Wien hat heute Abend Claudio Monteverdis Oper "L'incoronazione di Poppea", "Die Krönung der Poppea", Premiere. Dieses Meisterwerk aus dem 17. Jahrhundert wird vom deutschen Regisseur Claus Guth inszeniert - er ist manchen vielleicht mit seiner umstrittenen Interpretation von Beethovens "Fidelio" bei den Salzburger Festspielen in Erinnerung.

Mittagsjournal, 12.10.2015

Immer wieder treibt der aus Korsika stammende Dirigent Jean-Christophe Spinosi bei letzten Proben sein Ensemble Matheus an, schlägt den Takt, redet dazwischen, um einen ganz bestimmten neuen und vor allem durch und durch lebendigen Klang zu kreieren .Das bringt aber das Gesangensemble nicht aus der Ruhe, darunter der gefeierte deutsch-rumänische Countertenor Valer Sabadus, der den Nerone, den römischen Kaiser Nero singt: "Wir proben schon seit über sechs Wochen und können sein Sprechen da vorne ausblenden", so der Sänger. "Das Klangbild hat sich im Laufe der Zeit auch geändert, und es darf auch ruhig dreckig klingen."

Wann lügt der Mensch?

Dreckig sind durchaus auch die Machenschaften Neros: Er will seine Geliebte Poppea zur Kaiserin machten und seine Gattin Ottavia absetzen, er schickt seinen Philosophen Seneca in den Tod und stellt Macht über Recht. Daneben gibt es viele Nebenhandlungen und im Theater an der Wien ist diese Poppea sehr komisch, war sie doch ursprünglich eine Karnevalsoper in Venedig und hochmodern, da die Charaktere durch und durch zwiespältig und teilweise amoralisch sind. "Wann lügt ein Mensch, wann spricht er die Wahrheit?" Das sei in diesem Stück besonders interessant, betont Regisseur Claus Guth - auch in Zusammenhang mit Politik betrachtet.

Gameshow im TV-Studio

Claus Guth lässt die Oper in einer Art Gameshow im Fernsehstudio beginnen, wenn Fortuna, Virtù und Amor konkurrieren, bevor die Handlung der Oper ihren Lauf nimmt. Wie schon im "Fidelio" in Salzburg gibt es immer wieder kurze Fremdklänge, die zwischen Monteverdis wunderbarer Musik erklingen. Guth inszeniert nun im Theater an der Wien nach "Orfeo" und "Il ritorno d'Ulisse" die dritte erhaltene Monteverdi-Oper und meint: "Wie Monteverdi auf die Menschen blickt, ist unglaublich schonungslos." Er finde es faszinierend, wie Liebe und Begehren in diesem Stück - "geradezu kaleidoskophaft" - durchdekliniert werden. Amor ist der Sieger in diesem Spiel, und dieser hat durchaus Verwandtschaft mit Guths Engel aus der berühmten Salzburger "Figaro"-Inszenierung.

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Theater an der Wien – L'incoronazione di Poppea

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