Liszt-Festival in Raiding

Vor zehn Jahren fand im burgenländischen Raiding, dem Geburtsort von Franz Liszt, die erste Ausgabe des Liszt-Festivals statt, das jedes Jahr von März bis Oktober drei bis vier Festivalblöcke anbietet. Mit Konzerten von 21. bis 25. Oktober, rund um Liszts Geburtstag, geht nun das "Raidinger Jubiläumsjahr" zu Ende.

Liszt Zentrum Raiding

Ulrich Schwarz

Kulturjournal, 19.10.2015

Service

Am Mittwoch, den 21. Oktober wird die "Schlussrunde" des diesjährigen Lisztfestivals in Raiding eröffnet. Zu hören sind die beiden Pianisten Eduard und Johannes Kutrowatz mit Klavierwerken von Franz Liszt für vier Hände.

Liszt Festival Raiding

120 Konzerte sind bisher erklungen - mit mehr als 300 Einzelwerken, und man mag es nicht glauben, aber darunter waren etliche Uraufführungen. So bekannt und doch so selten aufgeführt: Franz Liszts Werke. Bis vor Kurzem haftete an Franz Liszt immer noch der Makel "Nazimusik", denn obwohl er selbst diese Zeit gar nicht mehr erlebt hatte, wurden Teile seiner Symphonischen Dichtung "Les Préludes" als Erkennungsmelodie für den "Wehrmachtbericht" in Rundfunk und den "Wochenschauen" verwendet sowie als sogenannte "Russlandfanfare". In der Folge galt Franz Liszts Musik als politisch nicht mehr korrekt.

Genie, Weltbürger und Popstar

Als das Festival 2006 unter der Intendanz von Walter Reicher gegründet wurde, gab es viele Skeptiker. Und als die beiden Pianisten Eduard und Johannes Kutrowatz es 2008 übernommen haben und nicht die großen Stars, die alljährlich in Raiding auftreten, sondern den Komponisten selbst in den Mittelpunkt gerückt und zum Star gemacht haben, lösten sie pures Kopfschütteln aus. "Wir hatten es mit Franz Liszt mit einem musikalischen Brachland zu tun", erklärt Eduard Kutrowatz: "mit einem neuen Komponisten, und deswegen konnten wir sogar Uraufführungen machen."

Das Festival von Raiding hat Liszt ein neues Image gegeben, zeigt ihn als Genie, Weltbürger und Popstar des 19. Jahrhunderts. Geboten wird alles - von Instrumental- und Vokalmusik bis zum sogenannten Cross-over.

Historisches und Modernes vereint

Der Franz Liszt Konzertsaal befindet sich im Ortskern von Raiding und fasst ca. 600 Sitzplätze. Was die Akustik betrifft, so hat der Münchner Akustikfachmann Karlheinz Müller ganze Arbeit geleistet. "Es stellt sich überhaupt als Glücksfall dar, dass die Einheit historisches Geburtshaus und moderner Konzertsaal offenbar weltweit eine einzigartige Situation ist. Das gibt es nicht bei Beethoven in Bonn, bei Schumann in Zwickau, nicht bei Mozart in Salzburg. Diese intime Atmosphäre - mit diesem tollen Konzertsaal - hat für das Publikum offenbar eine magische Wirkung", so Johannes Kutrowatz.

Ab heute gibt es den Schlussblock des zehnten Festivals zu erleben. Neben der Aufführung der "Petite Messe Solennelle" von Rossini sind natürlich die Brüder Kutrowatz zu hören, die Symphonische Dichtungen Liszts in der Originalfassung für zwei Klaviere präsentieren. Den Abschlussabend bestreitet Pianist Boris Bloch, mittlerweile einer der großen Publikumslieblinge, der mehrere "Ungarische Rhapsodien" und Konzertetüden des großen Komponisten interpretieren wird.

Finanziell abgesichert

Auch in Zukunft dürfte das Festival finanziell gut abgesichert sein. Mit 270.000 Euro Subventionen vom Land Burgenland, Sponsoring-Einnahmen von rund 40.000 Euro (Tendenz steigend) und einem Eigendeckungsgrad von 56 Prozent steht das Unternehmen mehr als nur gesund da. Wenn auch der Gedanke an ein eigenes Festivalorchester zurzeit aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden kann; genauso wie die Vision, dass Raiding als Lisztzentrum weiter ausgebaut werden soll, um das Material auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Das Programm für 2016 steht auch schon fest: Der Schwerpunkt wird auf Klavier und Vokales gelegt - das Orchester hat Pause, weil das ganze Material aufgearbeitet werden muss. Für 2017 versprechen die Intendanten neue Orchesterideen.