Peter-Sengl-Retrospektive im Leopold Museum

"Sengl malt" ist der Titel einer Retrospektive, die am Freitag im Leopold Museum eröffnet wird. Sie ist dem österreichischen Künstler Peter Sengl anlässlich seines 70. Geburtstags gewidmet und zeigt rund 80 Gemälde und Zeichnungen: vom Frühwerk in den 1970er Jahren bis zu Arbeiten, die speziell für diese Ausstellung entstanden sind.

Peter Sengl

SENGL

Mittagsjournal, 29.10.2015

In Klimt und Schiele hineingemalt

Der Maler Peter Sengl sitzt in den Gemälden von Klimt, Schiele oder Gerstl. Er sitzt da in der immer gleichen eingesunkenen Haltung, bekleidet meist mit einem karierten Anzug und betrachtet den Besucher aus dem Bild heraus. Denn er hat sich da hineingemalt, mitten in seine Kopien von berühmten Gemälden wie dem "Totentanz" von Albin Egger-Lienz, einem Selbstbildnis von Oskar Kokoschka oder Klimts "Tod und Leben". Diese einst künstlerisch bahnbrechenden Gemälde degradiert Sengl mit seinem Auftritt auf einen Schlag zum Bildhintergrund - was einen durchaus selbstgefälligen Eindruck hinterlässt. Inhalte sucht man vergeblich, aber Inhalte habe er auch nicht intendiert, wie Sengl sagt.

Erfindet Sengl seine Bildinhalte selbst, setzen sie nicht weniger auf knallige Effekte. Seine seit Jahrzehnten bekannten Motive: halbnackte Frauenkörper in Korsettierungen und High Heels, gefesselt an langen schwarzen Seilen, mal mit amputierten Gliedmaßen, mal mit grotesken schwarzen Prothesen, Krücken oder Panzern. Ja, es gibt auch halbnackte Männerkörper oder Transvestiten mit aufgespritzten Brüsten, aber die Darstellung von Frauenkörpern zieht Sengl doch vor, wie er sagt.

Sengl malt seine Träume

Sengls Gequälte scheinen nicht zu leiden, sondern die Gewalt scheinbar ruhig zu ertragen. Auch die Tiere, die Sengl häufig malt, scheinen unter den Folterwerkzeugen die sie malträtieren, keine Schmerzen zu empfinden. So sieht man etwa einen Hund, dessen Vorderpfoten mit großen Nägeln an eine Kiste genagelt sind, während er freundlich aus dem Bild blickt. Den Vorwurf, dass er seine Bilderwelten einfach aus Porno- und Sadomaso-Darstellungen generiere, muss sich Sengl seit langem gefallen lassen. Nicht zuletzt deshalb, weil all seinen grausamen Motiven eine werbewirksame Art von Schönheit zu eigen ist. Eine perfide Schönheit. Für Peter Sengl sind es seine Träume, die er malt.

Wenn Peter Sengl auf der Leinwand etwa eine Frau mit einem Pferd kopulieren lässt, dann sollte man das als Neuauflage von Fabelwesen aus der Griechischen Antike interpretieren - die ja auch halb Mensch halb Tier waren. So wird es zumindest vom Ausstellungskatalog nahegelegt. Sengels Mischwesen lassen aber die Antike weit hinter sich und treten in recht banaler Form in Erscheinung - ohne spirituellen Hintergrund. Wer das Grelle liebt, wird bei dieser Ausstellung ganz bestimmt auf seine Kosten kommen.

Service

Leopold Museum - Sengl malt
30. Oktober 2015 bis 8. Februar 2016

Übersicht