Weniger Flüchtlinge nach Deutschland

Nach der Verstimmung über das österreichische Weiterleiten der Flüchtlinge an der oberösterreichisch-bayerischen Grenze nach Deutschland und der damit verbundenen Schelte aus München und Berlin hat sich die Lage vorübergehend beruhigt. Anscheinend hat Österreich gestern weniger Flüchtlinge an die Grenze gebracht und Deutschland hat sie offenbar rascher aufgenommen.

Morgenjournal, 30.10.2015

Vom Grenzübergang Achleiten nahe Passau,

Gestern Abend mussten schon um 22 Uhr keine Flüchtlinge mehr an den Grenzübergängen in der Kälte warten. Aufregung gibt es allerdings, weil österreichische Busfahrer im Grenzbereich vorübergehend als angebliche Schlepper festgenommen wurden.

Keiner schlaft mehr im Freien

Ok, passt, Ihr könnt aussteigen, sagt Busfahrer Josef Lechner zu seinen Passagieren. Familien mit Kindern, auch zwei Babys – eines dem Vater um den Bauch geschnallt – steigen aus seinem Bus. Seit 6 Wochen fährt Lechner tagtäglich von Nickelsdorf oder Spielfeld nach Oberösterreich und zurück – ohne einen einzigen freien Tag. Über seine Passagiere sagt er: keine Probleme.
Keine Geruchsprobleme also im warmen Bus. Und auch am Grenzübergang keine Probleme.

Zeitweise warten zwar geschätzt 700 Flüchtlinge und Migranten hier. In Gruppen von rund hundert Personen geordnet stehen sie geduldig, dank Asylwerbern, die freiwillig helfen und die Flüchtlinge einweisen. Doch es kommen weniger Busse als zuletzt. Und schlafende Kinder am Straßenrand gabs diese Nacht nicht, denn schon um etwa 21 Uhr durften die letzten Flüchtlinge nach Deutschland.

Sehr wohl Probleme nämlich in Form einer Festnahme haben österreichische Buschauffeure bekommen. Ihre Navis haben sie - auf dem Weg nach Achleiten über einen anderen, offenen Grenzübergang direkt nach Deutschland gelotst. Frank Koller, Sprecher der deutschen Bundespolizei, sagt, er habe sich auf deutschem Boden befunden und werde wegen Einschleusung von Auländern zunächst festgehalten.

Dabei finden Polizeiverantwortliche in Österreich und teils auch in Deutschland, aufzuhalten seien die Flüchtlinge ohnehin nicht und um ihnen das Warten in der Kälte und den Behörden den Aufwand zu ersparen, könnten die österreichischen Busse doch direkt zu den Flüchtlings-Notquartieren im Raum Passau fahren. Polizeisprecher Koller: Grenzüberschreitender Weitertransport müsse auf politischer Ebene geregelt werden, helfen würde es jedenfalls.

Die ersten Kontrollen der Flüchtlinge finden ohnehin nicht an der Grenze statt - sondern erst in den Quartieren. Koller: per Daumen- und Zeigefingerabdruck werden Fahndungsdateien abgesucht, ob es schon Einträge gibt.

Der Lokalaugenschein an der Grenze auf deutscher Seite zeigt: Hier besteht die Kontrolle nur im Führen einer Stricherliste. Beim Einsteigen in die deutschen Busse zählt ein strenger Polizist, wie viele einstiegen, wie viele also im Bus sind. Mit anderen Worten: An den Grenzübergängen wird eigentlich nur umgestiegen von österreichischen in deutsche Busse. Stundenlange Wartezeit inklusive. Um die zu erleichtern, speziell bei Kälte, Regen und bald auch Schnee werden ab morgen am nahe gelegenen Grenzübergang Kollerschlag zwei beheizte Zelte aufgestellt, für je 500 Personen.