Xifan Yang erklärt China im Roman
Eine Familiengeschichte und gleichzeitig ein Roman über die Entwicklung Chinas in den vergangenen Jahrzehnten, das ist das Buch "Als die Karpfen fliegen lernten" der jungen deutsch-chinesischen Autorin Xifan Yang.
8. April 2017, 21:58
Im Zentrum steht ihr Großvater Herr Peng, der in seiner Jugend zu den Partisanen Mao Tse-tungs gegangen ist, in der Kulturrevolution verfolgt war und heute ein stolzer Bürger des neuen Chinas ist. Xifan Yang, die in Deutschland aufgewachsen ist, lebt seit vier Jahren in Shanghai, und sieht ihr Herkunftsland China mit europäischen Augen.
Morgenjournal, 30.10.2015
Xifan Yang in Peking, im Gespräch mit
Xifan Yang widmet sich in ihrem Buch alten Familiengeschichten und sie blickt zurück in das bitterarme Land der Jugend ihres Großvaters. Es ist eine persönliche und politische Familiengeschichte voller Rückschläge und Enttäuschungen. Aber am Ende steht für alle der atemberaubende Aufstieg des Landes, erzählt sie im Kaffeehaus einer der wenigen alten Hutongs, die im modernen Peking noch geblieben sind.
"Die besten Jahre verdanke ich der Partei"
Großvater Peng, der Held des Romans, hat die Revolte gegen das Elend seiner Jugend mit 15 zu den Kommunisten Mao Tse-tungs geführt. Aber schon bald nach der Machtübernahme wurde er als Rechtsabweichler verfolgt. Jahrzehnte verbrachte er in der Verbannung; der Kommunistischen Partei ist er trotzdem nach wie vor treu ergeben. Wie kann das sein, ist ihr Großvater Mao über die verlorenen Jahre gar nicht böse?
Er ziehe eine klare Linie zwischen der Partei und Mao, betont die Autorin Xifan Yang: "Mao hat er nicht verziehen, der Partei schon (...) Sie hat die zwanzig schlimmsten Jahre meines Lebens angerichtet, aber gleichzeitig habe ich ihr auch die besten 30 Jahre zu verdanken - ohne die Partei wäre das nicht möglich gewesen."
Es ist eine Haltung, die typisch ist für das China von heute. Der bescheidene materielle Wohlstand, den Hunderte Millionen in den letzten drei Jahrzehnten erlangt haben, ist auch die Legitimation für die Herrschaft der Partei, obwohl die Freiheiten demokratischer Staaten fehlen.
Wie ein Tanz auf einem Vulkan
Der Titel des Buches von Xifan Yang, "Als die Karpfen fliegen lernten", ist einer chinesischen Legende entnommen. Er steht für den rapiden sozialen Aufstieg des ganzen Landes. Was machen diese radikalen Veränderungen bei den Menschen, die mitten drin stehen? "Die sind sehr rastlos und haben binnen kürzester Zeit einen extrem rasanten Wandel erlebt. Viele haben gar nicht die Zeit, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen", sagt Yang.
Die Buchautorin Xifang Yang weiß aus der Geschichte ihrer Familie, wie rasch abrupte Veränderungen möglich sind. Die Faszination, die China für die ganze Welt ausstrahlt, hat viel mit dieser Unsicherheit zu tun.
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Xifan Yang, "Als die Karpfen fliegen lernten - China am Beispiel meiner Familie", Hanser Berlin
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