"Steve Jobs" - Biopic eines Zerrissenen
Der Mann, der die moderne Welt mit der Philosophie und dem Design von Apple beglückte, galt privat als schwieriger und nicht unbedingt umgänglicher Zeitgenosse. Der britische Regisseur Danny Boyle widmet dem Apple-Mitbegründer nun ein filmisches Porträt und zeigt einen im Kern Zerrissenen - zwischen der eigenen und der Apple-Familie.
8. April 2017, 21:58
Das Drehbuch basiert auf der autorisierten Jobs-Biografie und Regisseur Boyle schafft es, den Menschen hinter der Inszenierung zumindest greifbarer zu machen.
Morgenjournal, 10.11.2015
Visionär des Informationszeitalters
Er sah nicht so aus, doch in der Computerwelt galt Steve Jobs als schillernder Popstar. Er selbst sah sich als genialen Dirigenten, der die unterschiedlichsten Fäden zusammenführte. Heute, vier Jahre nach seinem Tod gilt Jobs als Strippenzieher des Zeitgeistes. Er wollte einem Menschen auf den Grund gehen, der mit seiner Vision die Welt veränderte, meint Regisseur Danny Boyle.
Boyle zeichnet sein Porträt von Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg des Steve Jobs in drei Episoden zwischen 1984 und 1998. Einen pedantischen Perfektionisten erlebt man da mit ausgeprägten Defiziten im zwischenmenschlichen Austausch. Seine eigene Tochter behandelt er kühl berechnend wie eine Entwicklungssparte. Seinen ältesten Freunden ergeht es nicht viel besser.
Bei Danny Boyle gehört Bescheidenheit nicht unbedingt zur Grundausstattung von Visionären. Jobs träumt von einem in sich geschlossenen Computersystem, und ebenso abgeschlossen driftet auch der Mensch Steve Jobs wie eine Insel durch seine eigene Geschichte. Permanent vergleicht er sich dabei mit Künstlern wie Bob Dylan oder Gustav Mahler.
Dabei zeigt der Film Jobs als einen im Kern Zerrissenen - zwischen seiner Tochter und der eigenen Familie und seinen Träumen für die Apple-Familie. Und "Steve Jobs" ist auch die Geschichte der Aussöhnung eines adoptierten Kindes mit der eigenen Vater-Rolle.
Für Regisseur Boyle findet Jobs schließlich einen Mittelweg zwischen Vision und Wirklichkeit und eine Möglichkeit beide Familien zu vereinen - das wäre die eigentliche Reise des Menschen Steve Jobs. Die Computerwelt wird hier als endlose Abfolge glamouröser Produktpräsentationen gezeigt. Doch das stört ebenso wenig wie die mitunter zu überdreht rasanten Dialoge von Drehbuchautor Aron Sorkin. Denn Danny Boyle gelingt ein durchaus vielschichtiges Porträt der Computer-Ikone zwischen herablassendem Zampano und allzu menschlich mit den eigenen Dämonen ringender Familienvater.