Gratisbuch: Jostein Gaarders "Sofies Welt"
In Wien startet heute wieder die Gratisbuch-Aktion "Eine Stadt. Ein Buch". In der bereits 14. Ausgabe dieser Initiative werden 100.000 Exemplare von Jostein Gaarders Roman "Sofies Welt" verteilt. Mit dem Jugendbuch, das die gesamte Geschichte der abendländischen Philosophie im Rahmen einer surrealen Kriminalgeschichte erzählt, landete der norwegische Autor Anfang der 1990er Jahre einen internationalen Bestseller.
8. April 2017, 21:58
Dieser Tage absolviert Gaarder Signierstunden und Lesungen in Wien.
Morgenjournal, 25.11.2015
Dieses Buch sei wichtig für ihn, aber es werde kaum Geld einbringen: Das habe er damals zu seiner Frau gesagt, erzählt Jostein Gaarder, als er sich vor 25 Jahren entschlossen habe, "Sofies Welt" zu schreiben. Davor hatte der studierte Philosoph, Theologe und Literaturwissenschaftler bereits zehn Jahre lang Schüler und Erwachsene unterrichtet. Diese Erfahrungen als Lehrer wollte er unter keinen Umständen ungenutzt lassen.
"Fragen, die jeden angehen"
Und sie schlug ein: Die Geschichte der vierzehnjährigen Sofie, die zuerst geheimnisvolle Briefe eines Unbekannten erhält, dann in die Welt der großen Denker eintaucht und schließlich erkennen muss, dass sie selbst nur der Idee eines anderen entspringt, schlug ein: "Sofies Welt" hat sich bis heute über 40 Millionen Mal verkauft und wurde in 60 Sprachen übersetzt. Das Buch beschäftige sich eben mit universellen Fragen, die jeden angingen, sagt Jostein Gaarder. Dennoch: Würde er "Sofies Welt" heute schreiben, hätte er für seine Romanheldin noch andere Themen parat.
"Die wichtigste philosophische Frage heute lautet: Wie können wir die Erde als Lebensraum erhalten?", betont der Autor. "Es gibt doch die goldene Regel: Behandle deinen Nachbarn so, wie du selbst behandelt werden willst. Wir müssen lernen, auch unsere benachbarten Generationen gut zu behandeln. Wir brauchen auch diese zeitliche Dimension. Das ist ein höchst moralphilosophisches Thema."
Die Menschenrechte, Europas Eckpfeiler
Mit dem Thema Umwelt hat sich Jostein Gaarder, selbst in der Ökologiebewegung aktiv, 2013 im Roman "Noras Welt" auseinandergesetzt, der - ähnlich wie der berühmte Vorgängerroman - Wissenschaft und Fiktion ineinander verwebt. Schon heute seien viele Menschen auf der Flucht, weil ihnen die Lebensgrundlagen entzogen würden, sagt Gaarder. Europa stehe vor enormen Herausforderungen, dürfe aber bei alledem niemals seine Eckpfeiler, nämlich die Menschenrechte, in Frage stellen. Und hier komme wieder die Philosophie ins Spiel.
Eine Gratisbuch-Aktion wie "Eine Stadt. Ein Buch" gebe es in Norwegen nicht, sagt Jostein Gaarder. Ihn reizt die Idee, dass in Wien jedes Jahr ein Buch gewissermaßen zum Gesprächsthema werde: "Wir haben in unseren Städten nicht mehr den einen Marktplatz, wo wir uns austauschen. Wenn nun viele Menschen dasselbe Buch lesen, haben sie etwas, worüber sie reden können. Und etwas gemeinsam zu haben und miteinander zu teilen, ist heute wichtiger denn je."
Die ersten Exemplare wird Jostein Gaarder heute um 12 Uhr in der Wiener Hauptbücherei verteilen, danach ist "Sofies Welt" in den Zweigstellen der Büchereien Wien, zahlreichen Bankfilialen oder auch im ORF-Funkhaus erhältlich.