Von Julia Gindl

StudiVZ - Bist du noch drin?

StudiVZ ist 10. Ob viele den Geburtstag des ersten Sozialen Netzwerks im deutschsprachigen Raum feiern, ist fraglich. Es hat den Großteil seiner Nutzer/innen verloren. Was wurde aus StudiVZ?

Es ist ein trister Besuch nach vielen Jahren Studivz-Abstinenz in der immer noch rosaroten Onlinewelt. Auf der überschaubaren Pinnwand meines Profils schreibt mir seit Jahren nur noch die StudiVZ-Moderatorin Lea Geburtstagswünsche, die letzten persönlichen Nachrichten mit Freunden ausgetauscht habe ich im Jahr 2009.

"Neuigkeiten für dich bei StudiVZ" - Ein Mail mit diesem Betreff schickt mir StudiVZ etwa alle zwei Monate, um mich über anstehende Geburtstage meiner Freunde zu informieren, denn sonst passieren in der Online-Community kaum mehr berichtenswerte Aktivitäten. Seit Ende 2007 habe ich mich parallel auch bei Facebook angemeldet, das war damals aber fast noch ein Geheimtipp. Mein letztes Update auf StudiVZ war im Jahr 2009, die große Nutzerabwanderung findet erst zwei Jahre später statt, spätestens da hat dann alle das Facebook-Fieber gepackt.

Das Herzstück von StudiVZ waren die Gruppen: Einerseits konnten sich Studierende über bestimmte Lehrveranstaltungen in Gruppen austauschen, gleichzeitig war man bei mehr oder weniger lustigen Gruppen einfach dabei, um sein Profil möglichst interessant zu gestalten. Zum Beispiel: „Ja ich habe eine Affäre: Sie heißt Diplomarbeit."

Insgesamt drehte sich alles ums Studentenleben, wie die folgenden Gruppennamen zeigen: "Wer ist eigentlich dieser LAN und warum macht er so viele Partys?", "Diplomarbeit - lebst du noch oder schreibst du schon?", "Ich höre Ö1 - und bin trotzdem noch nicht in Pension!", "Nudeln machen ist auch kochen", "Die Freizeit darf unter dem Studium nicht leiden."

Eltern, Arbeitgeber oder Uni-Professoren waren damals in Sozialen Netzwerken noch nicht zu finden, StudiVZ war wirklich ein Studentenverzeichnis. Die Zeitreise durch mein altes Freundesnetzwerk ist amüsant, aber auch gruselig: niemand meiner Freunde ist mehr online, und ich klicke mich durch peinliche Partyfotos, Profile von Freundinnen, zu denen ich keinen Kontakt mehr habe und durch Nachrichten des Ex-Schwarms.

"Bist du schon drin? Sei dabei in Deutschlands großem Sozialen Netzwerk." Ein fast zynischer Slogan, in Anbetracht der Nutzerzahlen: Angeblich ist von neun Millionen registrierten VZ-Nutzern nur noch eine Million aktiv. Dabei war StudiVZ Mitte der 2000er Jahre noch ein Musterbeispiel für ein erfolgreiches deutsches Startup. Warum StudiVZ so sang- und klanglos neben dem amerikanischen Platzhirsch Facebook - trotz weit besserem Datenschutz - untergegangen ist? Vielleicht weil den meisten Nutzern der Datenschutz leider egal ist, vielleicht weil im Studentennetzwerk zu lange Stillstand geherrscht hat, vielleicht weil es keinen Gefälltmir-Daumen gibt. Ich werde mich so bald jedenfalls nicht mehr in die digitale Geisterstadt namens StudiVZ verirren.

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