Gespräch mit der Autorin

"36,9º" - Roman von Nora Bossong

Der Titel von Nora Bossongs neuestem Werk ist auch die Körpertemperatur Antonio Gramscis, die er in selbigem Roman dauernd an sich misst. Die deutsche Schriftstellerin gewährt intime Einblicke in die Physis und Psyche einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der europäischen Linken.

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Nora Bossong, "36,9º", Roman, Hanser Verlag

Seit ihrem Debütroman "Gegend" aus dem Jahr 2006, in dem die brutale Realität einer Patchwork-Familie beschrieben wird, ist Nora Bossong nicht mehr aus dem deutschen Literaturbetrieb wegzudenken. Nicht umsonst hat sie ihre Kollegin Nora Gomringer in ihrem diesjährigen Gewinnertext des Bachmann-Wettbewerbs literarisch verewigt. Auch in ihrem neuesten Werk "36,9°" interessiert sich Bossong für intensive Gefühlswelten: Was spielt sich ab, wenn die Liebe gleich einem Blitz einschlägt und sich damit gegen jede Rationalität stellt?

Ein deutscher Wissenschaftler will eigentlich in Rom über den italienischen Kommunisten Antonio Gramsci forschen. Doch genauso kopflos wie sein Forschungsgegenstand auf der einen Handlungsebene, verliebt er sich in die eben beschriebene Frau. Bossong verschränkt diese zwei Geschichten miteinander. Sie stellt Gramsci, der in den 1920er Jahren den kommunistischen Widerstand gegen Mussolini anführte, in den Fokus einer tragischen Liebesgeschichte und zeigt einen zerrissenen Charakter zwischen politischer Verpflichtung und privater Sehnsucht.