Hürden auf Wohnungsmarkt für Asylberechtigte

Nicht nur Unterkünfte für Asylwerber sind in Österreich schwer zu finden, auch für anerkannte Flüchtlinge, die bereits einen positiven Asylbescheid haben, gibt es bei der Wohnungssuche viele Hürden. Am privaten Wohnungsmarkt bieten deshalb diverse Organisationen, Vereine, Initiativen und Plattformen ihre Hilfe als Vermittler an.

Mittagsjournal, 5.12.2015

Wohnraumsuche scheitert oft an Sprachbarriere

Bis zu 400 Euro für eine Matratze in einem Dreibettzimmer: Auf dem Markt gibt es viele Wucherangebote, aber viele Menschen sind froh, wenn sie überhaupt einen Platz bekommen, sagt Sandra Kiendler, Projektleiterin für die Wohnraumsuche bei der Caritas Wien: "Oft scheitert es schon beim Anrufen. Wenn Leute anrufen und gebrochen Deutsch sprechen, ist oft die Antwort: Ist schon vermietet."

Neben der Sprache ist das Geld ein Problem: "Es gibt kaum mehr Wohnungen, die ohne Provisionen vermittelt werden." Zur Provision komme meist noch eine Kaution dazu, das heißt, die Startkosten seien oft eine Riesenhürde. Vor allem für Einzelpersonen sei es schwierig, einigermaßen günstigen Wohnraum zu finden, für Familien sei es etwas einfacher.

Lange Wartezeit für privaten Wohnraum

Privatpersonen, die Wohnraum anbieten, wollen diesen lieber Familien zur Verfügung stellen. Derzeit gehen die Angebote aber wieder zurück. Im Herbst, als zehntausende Menschen gekommen sind, war die Bereitschaft größer, sagt Sandra Kiendler: "Es haben sich anfangs sehr sehr viele Personen gemeldet, jetzt wird es ein bisschen weniger. Deshalb ist momentan die Warteliste deutlich länger als die Liste mit vermittelbaren Wohnräumen."

Privatpersonen, die Wohnraum anbieten, sind sich oft nicht sicher: Rechtlich und oft auch emotional. Hier vermittelt man, sagt Susanne Schaidinger, die bei interface Wien seit sieben Jahren für die Stadt Wien Startbegleitung für Asylberechtigte anbietet: "Ein Flüchtling hat in seinem Herkunftsland genauso Miete gezahlt oder ein Haus besessen, hat seine Familie ernähren müssen, hat ein Haushaltsbudget gehabt. Diese Kompetenzen verliert er ja nicht, wenn er flüchtet."

Das fixe Einkommen, das Vermietern wichtig ist, sei ja durch die Mindestsicherung gewährleistet, eine Art Starthilfe, bis jemand Arbeit gefunden hat.

Bedarf an Wohnraum steigt stark an

Nächstes Jahr wird der Wohnraum-Bedarf jedenfalls stark steigen, sagt Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner: "Die Asylverfahren gehen speziell bei den Syrern und Syrerinnen relativ rasch. Das heißt, es ist relativ rasch klar, dass sie eine Anerkennung bekommen. Damit sie dann aus den Grundversorgungsquartieren rasch ausziehen können, braucht es speziell diesen privaten Wohnraum."

Idealerweise schafft man es, längerfristige Mietverträge zu vermitteln, also für mindestens ein Jahr. Ein Mietvertrag bedeutet, dass man einen fixen Platz zum Schlafen hat, weiß, wo man Arbeit suchen und seine Kinder zur Schule schicken kann, sagt Susanne Schaidinger von interface Wien: "Ab dem Zeitpunkt kann ich mich um meine eigenen Integrationsschritte bemühen."

Die Änderungen im Asylrecht, konkret die Befristung durch Asyl auf Zeit, sieht man bei interface und bei der Caritas kritisch. Beide sagen: Wenn unklar ist, wie lange jemand bleiben darf, werde es noch schwieriger, einen Mietvertrag zu bekommen.