Kurt Flasch mit einer Biographie des Teufels

Satan, Beelzebub, Luzifer

Generationen von Gläubigen hat er Angst gemacht: der Teufel. Dabei gibt es ihn gar nicht. Der renommierte Philosophiehistoriker Kurt Flasch legt nun eine kritische Biographie des diabolischen Unholds vor, der jahrhunderte-, ja jahrtausendelang für Angst und Schrecken gesorgt hat, unter wechselnden Namen: Satan, Luzifer oder Beelzebub.

Kontext, 11.12.2015

Irene Etzersdorfer

Auch der Teufel hat seine wechselvolle Geschichte, sogar eine immens lange Lebensdauer ward ihm beschieden, ergo wird er nun biographisch gewürdigt. Der Mainzer Mittelalterspezialist Kurt Flasch untersucht akribisch die Konstruktion und Wirkung jener unheilvollen Teufelsfigur, die sich wie ein Schatten über die christliche Geistesgeschichte legte. Dabei kann das Christentum nicht einmal auf seine Urheberschaft pochen: der Teufel ist ein orientalisches Importgut, er stammt aus den manichäischen dualistischen Glaubenswelten, wo Kräfte des Lichts mit Kräften der Finsternis im apokalyptischen Kampf standen. Doch nur das Christentum ließ den Teufel als Gottes Gegenspieler erblühen, räumte ihm eine Machtposition ein, die ihm die beiden anderen Monotheismen, Judentum und Islam, verweigerten. Doch diese hohe Position konnte der Teufel nur behalten, weil er sich mit dem europäischen Denken wandelte.

Als der Teufel schon ganz auszusterben drohte, führten die zwei Weltkriege zu rhetorischen Rückfällen – und freilich konservierte ihn der Vatikan, der, so Kurt Flasch, "weder an Engeln, noch an Teufeln noch gar an sich selbst je gezweifelt hatte". Und er schließt sein exzellentes Buch mit der Einsicht, dass die Verbindung von Gott und Teufel im Christentum so eng ist, dass nur beide zusammen den Moralismus von Gut und Böse bestimmen konnten. Nur wer gleichzeitig Gott in seiner Kirchen Fassung verabschiede und ihn als Allheit der Realität verstehe, könne auch den Teufel loswerden, resümiert der Kantianer Kurt Flasch. Eine ideale Weihnachtslektüre.

Service

Kurt Flasch, "Der Teufel und seine Engel" , Verlag C.H. Beck