Roman von Werner Bergengruen
Der Großtyrann und das Gericht
Im Garten des Großtyrannen ist ein Mord geschehen. Der Alleinherrscher beauftragt Massimo Nespoli, den Chef des Geheimdienstes, mit der Aufklärung, aber Nespoli kann den Fall nicht in der vorgegebenen Zeit lösen.
8. April 2017, 21:58
Um einer Verurteilung zu entgehen, beschuldigt Nespoli eine Selbstmörderin der Tat; auch Monna Vittoria, seine Geliebte, wird in die Sache hineingezogen. Immer mehr Menschen geraten in Verdacht. Eine Atmosphäre des Mißtrauens und der Unsicherheit breitet sich aus. Zuletzt entschließt sich der Färber Sperone, die Schuld auf sich zu nehmen, um das hoffnungslos vergiftete Klima, von dem Cassano inzwischen beherrscht wird, wieder rein zu waschen.
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Werner Bergengruen, "Der Großtyrann und das Gericht", Roman, DTV
Der 1935 erschienene Roman, dessen Handlung in das Zeitalter der italienischen Renaissance verlegt ist, wurde bereits bei seiner Erstveröffentlichung als Parabel gegen die Diktatur verstanden. Er ist heute ein bleibendes Zeugnis für die Literatur der inneren Emigration. Zunächst wurde der Roman vom "Völkischen Beobachter" als "Führerroman der Renaissance" gefeiert, 1937 Bergengruen dann aber von der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Inzwischen war der baltendeutsche Protestant Bergengruen zum Katholizismus konvertiert.
Den "Großtyrannen und sein Gericht" 80 Jahre nach dessen Erscheinen neu zu lesen, ist nicht nur ein beeindruckendes Lektüreerlebnis, die Aussage vor dem Hintergrund der Ereignisse neu zu überprüfen und die Motivation für die Bergengruensche ethisch-christliche Deutung von Welt im Kontext ihrer Zeit zu hinterfragen, das ist ein literaturhistorisch lohnenswertes Projekt, weil es auch die widersprüchliche Rezeptionsgeschichte des Werks erhellt.