Schnitzlers "Anatol" im Theater in der Josefstadt

Arthur Schnitzlers wienerische Version des Casanova-Stoffes, "Anatol", feiert am Donnerstag im Theater in der Josefstadt Premiere. Peter Turrini und Herbert Föttinger haben eine ungewöhnliche Fassung erstellt und lassen den alten Anatol und seinen Freund Max einer Art Rückblende auf das Leben und die zahlreichen Liebesabenteuer zurückblicken.

Peter Matic tritt als Max erstmals nach 44 Jahren wieder in der Josefstadt auf, Michael König spielt den Anatol - eine Rolle, die ursprünglich Helmut Lohner spielen sollte.

Morgenjournal, 15.12.2015

Anatol ist alt geworden. Gemeinsam mit seinem Freund Max erinnert er sich in einem heruntergekommenen Tanzpalast an die amourösen Abenteuer seiner Jugend. Der Ansatz ist nicht neu - Schnitzler selbst hat in Anatols Größenwahn den alten Mann gezeigt, der mit einem Anflug zur Selbsterkenntnis zurückblickt. Für Regisseur Herbert Föttinger war die Rahmenhandlung notwendig, um den Charakter dieses Narziss und Jägers schärfer herauszuarbeiten: "Ich möchte den Wahnsinn, dass einer nie die ideale Lust findet, immer wieder der vollkommenen Frau nachjagt, das wollte ich durch die Tatsache, dass da ein 70-, 80-jähirger Anatol auf der Bühne sitzt, verzerren und dadurch extremer machen."

Es liege etwas Faustisches in Anatols verzweifelter Suche nach einem Du, dass er niemals finden kann, meint Föttinger: "Das sich selbst ein virtuelles Frauenbild erschaffen ist ein wesentlicher Wesensmerkmal von diesem Anatol."

Die Damenriege ist hochkarätig besetzt mit Andrea Jonasson als Gabriele, Katharina Straßer als Annie, Sandra Cervik als Ilona oder Martina Ebm als Fritzi. Föttinger setzt, wie es sich für die Josefstadt gehört, ganz auf den Wienerischen Tonfall und Schnitzlerschen Charakter - und stellt damit nicht nur seinen deutschen Anatol-Darsteller Michael König vor eine Herausforderung: "Diese merkwürdige Schwebezustand - dieses ja, so ist das, aber auch anders; in Deutschland würden die Leute 'herumreden' sagen. In Wien ist das aber viel wahrer. Für dieses Wienerische habe ich ein Faible, aber es bleibt mir auch ein Exotikum."

Helmut Lohner hätte ursprünglich die Rolle des alternden Anatol spielen sollen - an ihn will Michael König bei seinen Auftritten denken. "Ich werde vor der Premiere und vor den Vorstellungen sagen, 'ich spiel es für dich; und ich bin sicher, du wärst der richtige Anatol, aber ich bemüh mich so gut wie möglich für dich zu sein', das hab ich mir vorgenommen."

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