Liebes-Drama "Carol" mit Blanchett und Mara

Patricia Highsmiths Roman "Salz und sein Preis" aus dem Jahr 1952 ist eine autobiografisch gefärbte Geschichte eines lesbischen Paares in New York. Ursprünglich unter einem Pseudonym veröffentlicht, wurde das Buch 1990 unter Highsmiths Namen und dem Titel "Carol" erneut herausgegeben. Ein Titel, den auch der Filmregisseur Todd Haynes bei seiner nunmehrigen Verfilmung beibehalten hat. In den Hauptrollen: Cate Blanchett und Rooney Mara.

Auf beide Schauspielerinnen entfallen je eine der insgesamt fünf Nominierungen, die der Film für die kommende Golden-Globe-Verleihung erhalten hat.

Morgenjournal, 17.12.2015

Kontrollverlust mit Eleganzfaktor

Nach außen hin führt Carol (Cate Blanchett) ein Bilderbuchleben: Exquisite Garderobe, ein luxuriöses Wohnhaus in einem Vorort von New York, ein schmuckes Cabrio und ein attraktiver Ehemann. Selbst, wenn sie die Spielzeugabteilung eines Warenhauses betritt, umhüllt die Frau im braunen Pelzmantel eine Aura von gepflegter Noblesse. Carol, die betuchte Dame aus der Upper-Class und Therese (Rooney Mara), die junge Angestellte aus dem Warenhaus, die ihre Wohnung mit dem Backrohr heizen muss. Ein ungleiches Paar: Alter, Geld und Lebenserfahrung.

Doch das Begehren beschert beiden einen gemeinsamen, umfassenden Kampfschauplatz: Geschlechterkampf, Klassenkampf und vor allem einen Kampf gegen Konventionen. Denn mit lesbischer Liebe konnten die frühen 1950er Jahre nicht viel anfangen. Carol glaubt, sie könne diese Liebe kontrollieren, aber die Spannung liege gerade darin, die Kontrolle zu verlieren, meint Hauptdarstellerin Cate Blanchett.

Gesellschaftlich brüskiert

Regisseur Todd Hynes zerpflückt starre Rollenmuster, einerseits mit subtilem Understatement - Frauen, die rauchen, etwa als Akt der Emanzipation - andererseits, wenn nötig, mit Nachdruck: Da zeigt Haynes den Stolz des Ehemannes, der sich durch Carols amourösen Seitenwechsel als Mann entehrt sieht, aber noch viel mehr leidet, dass er dadurch in der sogenannten guten Gesellschaft brüskiert wird. Nie erzählt Todd Haynes nur eine Geschichte, sondern stets auch von der Geschichte, von einem Zeitgefühl in der Ära McCarthy. Ganz beiläufig kommt das "Komitee für unamerikanische Umtriebe" zur Sprache, später wird der Ehemann dem Liebespaar einen Spitzel an die Fersen heften.

Kino der unterschwelligen Gesten

Den Zwang der Figuren zur inoffiziellen Verständigung übersetzt Todd Haynes in ein Kino der unterschwelligen Gesten, zaghaften Blicke und eleganten Andeutungen. Der Film "Carol" ist dabei Ausstattungskino, das Schauplätze, Kostüme und Accessoires zur hohen Kommunikationsform erhebt; Kino, das sagen will: Worüber man nicht spricht, kann und muss man trotzdem sprechen, indem man es zeigt.