Helmut Elsner wieder vor Gericht

Mehr als sieben Jahre nach dem Urteil gegen Helmut Elsner im Bawag-Prozess steht der frühere Bawag-Chef heute erneut vor Gericht. Die Bawag will im Zuge einer Privatanklage das Geld für die Pensionsabfindung Elsners zurückholen. Konkret geht es um jenes Vermögen, das in Elsners Privatstiftung liegt.

Morgenjournal, 21.12.2015

Verhandlung zur Pensionsabfindung

Großer Schwurgerichtssaal, Wiener Straflandesgericht: Noch einmal wird Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner an jenen Ort zurückkehren, an dem er vor über 7 Jahren verurteilt worden ist. Diesmal geht es um jene 6,8 Millionen Euro, die Helmut Elsner von der Bawag als Pensionsabfindung erhalten hat. Die bawag fordert das Vermögen mit dem Elsner unter anderem ein Anwesen in Südfrankreich erworben hat, nun zurück. Und: Der Ex-Bawag-Chef wird kommen, sagt sein Verteidiger Andreas Stranzinger, Elsner fühle sich gesundheitlich dazu in der Lage: "Wenn es notwendig ist, wird es Pausen geben, und er wird auch seinen eigenen Arzt mitnehmen, damit, wenn ein Notfall eintritt, der jederzeit eingreifen kann."

Bawag spricht von Täuschung

Die Bawag wirft Elsner vor, sich die Pensionsabfindung durch Täuschung erschlichen zu haben. Andreas Stranzinger weist dies aber zurück: "Helmut Elsner hat aus einer kleinen Arbeiterbank einen international renommierten Konzern gemacht, der auch weltweit tätig ist, und er hat es sich redlich verdient, in dem er jahrzehntelang für die Bawag seinen Einsatz geleistet hat", sagt Stranzinger. Für heute sind drei Zeugen geladen, unter ihnen der frühere Bawag-Aufsichtsratspräsident Günther Weninger.

Elsner droht keine Haftstrafe

Bei dem Verfahren handelt es sich um eine sogenannte Subsidiaranklage: Die Bawag hatte sich dem ursprünglichen Bawag-Prozess als Privatbeteiligte angeschlossen, der Part Pensionsabfindung wurde aber von der Staatsanwaltschaft zurückgelegt. Die Bawag hält diese Anklage aber als Privatbeteiligte aufrecht. Im Falle eines Schuldspruchs droht Elsner aber keine neue Haftstrafe mehr, diesmal geht es ausschließlich ums Geld.

Elsner möchte Bawag-Verfahren neu aufrollen

Helmut Elsner hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt, weil er das gesamte Bawag-Verfahren noch einmal aufrollen möchte. Ein entsprechender Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens liegt bereits bei Gericht. Elsners Vorwurf: Investor Wolfgang Flöttl habe die Bawag-Gelder nicht verspekuliert, sondern vielmehr selbst eingesteckt. "Wir haben auch ein Gutachten eingeholt, wo hervor geht, dass ein Totalverlust, wie es Dr. Flöttl immer darstellt, nahezu unmöglich ist. Wir haben uns auch noch einmal die Gutachten angeschaut im ersten Rechtsgang. Da gibt es zahlreiche Passagen, wo die Sachverständigen sagen, das ist nicht plausibel. Es ist total unwahrscheinlich, dass Dr. Flöttl jedes ihm anvertraute Geld einem Totalverlust zuführt." Flöttl hat diese Vorwürfe jedoch stets zurückgewiesen. Im zweiten Bawag-Prozess wurde er vom Gericht freigesprochen.

Elsner ist zu 10 Jahren Haft verurteilt worden

Helmut Elsner ist im ersten Bawag-Verfahren rechtskräftig zu 10 Jahren Haft wegen Untreue verurteilt worden. Er war der einzige Angeklagte, der tatäschlich hinter Gitter kam. Zumindest für viereinhalb Jahre. Danach wurde er wegen seines Gesundheitszustandes für haftunfähig erklärt.