Taiwan mit China wirtschaftlich fest verknüpft

Die bevorstehenden Wahlen in Taiwan werden voraussichtlich einen Machtwechsel bringen. Die letzten acht Jahre hat die konservative Kuomintang-Partei unter Präsident Ma Ying-jeou eine sehr chinafreundliche Politik betrieben. Davon profitierte vor allem die Wirtschaft.

Morgenjournal, 16.1.2016

"Weltweite Schlüsselpositionen in der Wirtschaft"

In den letzten Jahren hat Taiwan seine Tore in Richtung China weit geöffnet. Zahlreiche bilaterale Handelsverträge wurden abgeschlossen. Die Zahl der Direktflüge zum Festland ist von Null auf 120 täglich gestiegen. Knapp 100.000 taiwanesische Firmen seien mittlerweile in China ansässig, eine Million Taiwanesen lebten permanent in Festlandchina, sagt Michael Boyden, Chef eines Wirtschaftsberatungsunternehmens in Taipei.

„Taiwan nimmt Schlüsselstellungen in zahlreichen Industrie- und Dienstleistungssektoren ein, und zwar global gesehen, nicht nur auf dem High-Tech-Gebiet", so Boyden. Die weltgrößte Containerschifflinie "evergreen" sei hier stationiert. "Die acht Jahre unter Ma waren zweifelsfrei gut für Wirtschaft“, betont Boyden.

"Gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit"

40 Prozent der Exporte Taiwans gehen nach China. Nicht nur Taiwan, auch China lebt von der engen wirtschaftlichen Verflechtung. „Die Abhängigkeit geht in beide Richtungen", erklärt Boyden. Taiwans Investitionen in China gingen in die hunderte Millionen US-Dollar. Taiwanesische Unternehmen würden viele Millionen Chinesen beschäftigen. "Das letzte was China will ist, dass die Taiwanesen ihre Investitionen abziehen und damit Arbeitsplatze verloren gehen. Das würde zu sozialen Unruhen führen“, ist sich Boyden sicher.

Die Chinesen haben Taiwan in den letzten Jahren als beliebte Urlaubsdestination entdeckt. Rund vier Millionen Touristen sind im Vorjahr vom Festland auf die Insel gekommen, sagt Michael Gaehler vom Regent-Hotel in Taipei.