"Jesus Jackson" von James Ryan Daley

Jugendbuch des Monats

Jesus Jackson, der dem neuen Jugendbuch von James Ryan Daley seinen Titel gibt, laut eigener Aussage nicht zu verwechseln mit dem Jesus, ist spiritueller Berater. Mit hundertprozentiger Glaubensgarantie kreiert er für seine Kunden einen neuen, individuell maßgeschneiderten Glauben.

Und den kann der vierzehnjährige Jonathan dringend brauchen. Denn eben ist sein älterer Bruder Ryan in eine Schlucht gestürzt und gestorben - und damit hat Jon-Jon nicht nur sein idealisiertes Vorbild und den einzigen Freund verloren, sondern schlicht alles, woran er sich in dieser Welt orientieren und festhalten konnte.

Karin Haller

Service

James Ryan Daley, "Jesus Jackson", aus dem Englischen von Franca Fritz und Heinrich Koop, Bamberg: Magellan 2015

Da sich Jonathan seit Jahren als Atheist definiert, bekommt er - ohne sich dessen bewusst zu sein - von Jesus Jackson einen Glauben anderer Art: die feste Überzeugung, dass Ryan nicht verunglückt ist, sondern von einem Mitschüler umgebracht wurde. Der Glaube an ein Verbrechen gibt Jonathan die Kraft, weiterzumachen - er setzt alles daran, den Mörder zu überführen.

James Ryan Daley schafft eine interessante Mischung: Einerseits ist "Jesus Jackson" ein Coming-of-Age-Text über die Entwicklung eines schüchternen Außenseiters, den ein traumatisches Krisenerlebnis zu Grenzüberwindungen zwingt. Dabei ist das Buch - ungeachtet des nicht gerade fröhlichen Plots - stellenweise sehr amüsant. Auch wenn der Text in den über Glaubensfragen reflektierenden Passagen ein paar Kürzungen vertragen hätte, hat er doch Zug und Spannung.