Tonspuren

Maria Lazar: "Leben verboten!"

Das Werk der österreichischen Schriftstellerin Maria Lazar schien im Gegensatz zu vielen während des NS-Terrors verfemten Schriftstellerinnnen - wie Else Feldmann, Anna Gmeyner oder Mela Hartwig - bis vor wenigen Jahren gänzlich vergessen. In den Biografien prominenter Zeitgenossen wie Elias Canetti, Egon Friedell oder Oskar Kokoschka, der sie mehrfach porträtiert hatte, wurde sie geflissentlich übergangen. Ihr Name fehlt in Literaturgeschichten und Fachlexika, obwohl sie bereits Anfang der 1930er Jahre als eine der produktivsten Schriftstellerinnen Wiens galt.

Tagsüber arbeitete Maria Lazar als Journalistin und Übersetzerin, nachts schrieb sie Romane - auch um das gemeinsame Kind aus der Ehe mit dem Journalisten Friedrich Strindberg zu ernähren. 1933 verhalf sie Bertolt Brecht und Helene Weigel zur Flucht nach Dänemark und lebte dort mit dem Dramatiker und der Freundin aus Kindheitstagen. Maria Lazar war ein aufmüpfig-unruhiger Geist, gab dem Meister nicht nur in politischer Hinsicht oft Kontra. Als jüdische Autorin wurde ihr Werk nicht veröffentlicht, weshalb sie kurzerhand das nordische Pseudonym Esther Grenen erfand. Auch das brachte nicht den ersehnten Erfolg. Schließlich setzte die von Krankheit und Existenzängsten gezeichnete Vielschreiberin ihrem Leben 1948 in Schweden ein Ende.

Gemeinsam mit dem Wiener Verleger Albert C. Eibl, der bis 2020 bereits drei Romane Maria Lazars in seinem kleinen Wiener Verlag "Das vergessene Buch" veröffentlicht hat, begeben wir uns auf Spurensuche. Wir treffen die Enkelin Lazars in Nottingham und begleiten die letzte Reise eines verloren geglaubten Werks. Im November 2022 wurde der Nachlass nach mehr als 70 Jahren an die Exilbibliothek des Wiener Literaturhauses übergeben.

"Leben verboten"
Auf der Suche nach dem Nachlass von Maria Lazar
Feature von Kerstin Schütze
(ORF 2023)

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