Danae Stratou in der Secession
Gestern Abend war die griechische Installationskünstlerin Danae Stratou auf Einladung der Glob-Art Academy in Wien, um über die Rolle der Kunst in der Schaffung eines geeinten und solidarischen Europa zu diskutieren.
8. April 2017, 21:58
Danae Stratou beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit brisanten Fragen wie Umweltschutz und Wirtschaftskrise. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem früheren griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis, hat sie außerdem den Non-Profit-Verein "Vital Space" ins Leben gerufen, eine Künstlerplattform, die versucht, aktiv in politische Entscheidungsprozesse einzugreifen.
Morgenjournal, 26.1.2016
Wenn man mit einem Ökonomen verheiratet ist, der ein Buch über die Mechanismen der globalen Wirtschaft geschrieben hat, und tagtäglich endlose Diskussionen zu dem Thema führt, sagt Danae Stratou, dann gewinnt man dadurch ganz andere Einsichten in gewisse Themen und auch eine ganz andere Art mit diesen Themen umzugehen.
It's time to open the black boxes
Ein Beispiel sei ihr Projekt "It’s time to open the black boxes", mit dem Stratou auf die griechische Wirtschaftskrise reagiert hat. Danae Stratou: "Es war ein ikonischer Moment, als sich ein 75-jähriger Apotheker mitten in Athen auf dem Platz der Verfassung erschoss. In seinem Abschiedsbrief schrieb er, er halte es nicht mehr aus, eine Last für seine Familie zu sein und wolle in Würde sterben.
Von da an nahm die Selbstmordrate in Athen massiv zu. Ich fragte mich daraufhin, was die Menschen wirklich denken und fühlen und wovor sie konkret Angst haben. Über alle möglichen Kanäle, von Social Media bis zu herkömmlichen Zeitungen, sandte ich deshalb zwei Fragen an die Bevölkerung aus: Was empfinden Sie derzeit als die größte Bedrohung und was wollen Sie unter allen Umständen beschützen?"
Enttäuscht über documenta
Aus den eingegangenen Antworten hat Stratou ein aktuelles Stimmungsbild der griechischen Gesellschaft geschaffen. Entstanden ist die Arbeit als Projekt der Künstler-Plattform "Vital Space", die sie 2010 gemeinsam mit ihrem Mann Yanis Varoufakis gegründet hat. Als documenta-Chef Adam Szymczyk bekannt gab, dass die documenta 2017 erstmals in der Geschichte an zwei Standorten, nämlich in Kassel und in Athen, über die Bühne gehen soll, war die Erwartungshaltung entsprechend hoch.
Die Hoffnungen, sagt Danae Stratou, wurden vom documenta-Team aber leider enttäuscht: "Ich habe noch kein Wort von ihnen gehört und auch kein mir bekannter Künstler und auch keiner meiner Studenten wurde bisher von ihnen kontaktiert. Da frage ich mich natürlich, mit wem sie zusammenarbeiten wollen und warum hier keine möglichst große Offenheit angestrebt wird. Problematisch ist auch, dass es bisher keine Subventionen gegeben hat, um irgendwelche Projekte in Athen zu realisieren. Meine Befürchtung ist ja mittlerweile, dass Athen hier wie ein exotischer Zoo präsentiert werden soll."
Varoufakis‘' Beitrag und Pläne
Yanis Varoufakis hat sich auf der Plattform "Vital Space" vor allem als Theoretiker eingebracht. Mit Texten über den Wandel des Stadt-Land-Gegensatzes in Zeiten der Krise und über die Entstehung neuer Grenzwälle weltweit. In naher Zukunft wird sich sein Engagement aber wieder verlagern, so Danae Stratou: "Er initiiert gerade eine neue Bewegung, die ihren offiziellen Start am 9. Februar in Berlin haben wird. Diese paneuropäische Bewegung strebt eine stärkere Demokratisierung der EU an, mehr verrate ich aber nicht, weil das sein Projekt ist."
Stratou selbst arbeitet gerade an einer Ausdehnung ihres Griechenlandprojekts. Sie will jetzt global die Ängste und Hoffnungen der Menschen erfassen und so eine Weltkarte schaffen, auf der die Stimmung der gesamten Erdbevölkerung verzeichnet ist.