Krimi von Fred Vargas

Das barmherzige Fallbeil

Das Dahinscheiden einer Rentnerin ist ebenso rätselhaft, wie das eines höchst vermögenden Gutsbesitzers am Rande von Paris. Weitere Todesfälle folgen, und bei allen findet man das verfremdete Zeichen einer Guillotine am Tatort.

"Sie werden keine Seite bereuen."

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Fred Vargas, "Das barmherzige Fallbeil", aus dem Französischen von Waltraud Schwarze, Limes Verlag
Originaltitel: "Temps Glaciaires", Flammarion

Die französische Autorin, die es bislang auf gut 15 Kriminalromane und eine stattliche Reihe von literarischen Auszeichnungen gebracht hat, nennt sich Fred Vargas. Im bürgerlichen Beruf ist sie eine Pariser Historikerin und Archäologin und heißt Frederique Audoin-Rouzeau.

Vargas' neuestes Buch ist zeitgleich in Frankreich und im deutschen Sprachraum erschienen. Der Originaltitel lautet "Temps glaciaries", und die direkte Übertragung in "Eiskalte Zeiten" oder "Gletscherzeiten" hätte der Sache mehr gedient, als das skurril-reißerische Konstrukt "Das barmherzige Fallbeil".

Mit sichtlichem Vergnügen und erzählerischer Bravour legt die Autorin darin ihre kriminalistischen Fährten aus: Nummer eins führt in den hohen Norden, auf eine kleine Insel vor Island, wo eine touristische Abenteuerreise vor gut einem Jahrzehnt nicht nur im Schrecken des Eises und der Finsternis sondern auch in einem kannibalistischen Akt geendet hat. Nummer zwei führt in eine Art Geheimloge zum Studium der französischen Revolution. Eine Robespierre-Gesellschaft, die sich nicht nur akademisch betätigt, sondern aus dem historischen Geschehen ein regelrechtes "history land" macht: mit detailgetreu einstudierten Wiederaufführungen der Sitzungen der Nationalversammlung und des Konvents gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Text und Kostüme von damals.

Zur wirklichen Höchstform läuft die Autorin mit ihrer leichtfüßigen aber nie oberflächlichen Erzählweise dann auf, wenn es um die Psychologie der Figuren, um die Charakterisierung ihres Personals geht.