Lokalaugenschein in Spielfeld

Grünes Band für Weiterreisende nach Deutschland, gelbes Band für Asylantrag in Österreich, rotes Band für Abgewiesene - das Grenzmanagement in Spielfeld ist angelaufen, wenn auch noch nicht im Vollbetrieb. 500 Menschen kommen derzeit täglich an, 15 bis 20 werden zurückgewiesen. Ein Lokalaugenschein.

  • Rote und gelbe Armbänder

    ORF/Bernt Koschuh

  • Zelt

    In der Abfertigungshalle warten Asylsuchende auf den Bus

    ORF/Bernt Koschuh

  • Zelthalle, davor Polizisten

    In dieser Zelthalle stehen 48 Container, wo Pässe kontrolliert werden und anhand von Fingerabdrücken geprüft wird, ob jemand in Österreich straffällig war

    ORF/Bernt Koschuh

|

Mittagsjournal, 27.1.2016

Es wird noch gewerkt in Spielfeld. Bagger und Hubstapler fahren. Ein Kran stellt Container auf. Was noch fehlt sind etwa geplante Drehkreuze unmittelbar an der Grenze, und bis das große dreistöckige Container-Gebäude für die Polizei steht, dürfte es bis Ende Februar dauern. Aber der 3,7 Kilometer lange Grenzzaun – wenn auch mit Lücken am Grund von Winzer Polz und Ex-Politiker Strobl, der wird laut Bundesheer-Sprecher Christian Fiedler dieser Tage fertig.

Bereits in Betrieb ist eine Zelthalle, wo das Gepäck kontrolliert wird, wo die Asylsuchenden Formulare ausfüllen und wo Dolmetscher ihnen helfen, die aber auch versuchen sollen herauszufinden, wer wirklich aus Syrien stammt und einen syrischen Dialekt spricht und wer nicht. Es sind Dolmetscher der Security-Firma G4S, bestätigt Polizeisprecher Leo Josefus. Künftig sollen auch Polizisten mit Migrationshintergrund eingesetzt werden.

Die Dolmetscher sind auch mitzuständig dafür, dass die Flüchtlinge und Migranten Armbänder bekommen nach einem Ampelsystem. Ein Grünes, die die nach Deutschland wollen, ein gelbes für „Asylantrag in Österreich“ und rote Armbänder stehen für „Zurückweisung nach Slowenien“.

Die genauen Kontrollen erfolgen in der nächsten Zelthalle, wo 24 derzeit teilweise mit Computern und Fingerabdruckscannern bestückte Container stehen. Wer mit gültigem Reisepass kommt, ist am schnellsten durch: Der Reisepass wird hier gescannt, es erfolgt eine automatische Abfrage, auch die Prüfziffern werden überprüft – man sieht sofort, ob das Dokument gefälscht ist oder nicht. Komplizierter wird es ohne Pass. Dann erfolgt die Eingabe der Daten manuell. Abschließend werden noch die Fingerabdrücke genommen. Mit diesen wird überprüft, ob der/die Asylsuchende bereits straffällig wurde oder schon früher um Asyl in Österreich angesucht hat. Besteht der Verdacht einer Dokumentenfälschung, wird der Pass genauer geprüft und von Experten mit verschiedenen Lichtarten beleuchtet. Pro Tag werden derzeit von 500 Asylsuchenden zwischen 15 bis 20 zurückgewiesen. Etwa, weil sie nach Schweden wollen, das Reisedokument gefälscht ist oder falsche Angaben gemacht wurden.

Lina aus Syrien erzählt mit einem Baby auf dem Arm, ihr Mann ist Moslem, sie aber Drusin. Da sei es besonders hart gewesen in Syrien. Ein Jahr lang hätten sie nun in der Türkei gelebt, ihr Mann habe in einer Fabrik gearbeitet, aber wenig verdient. Jetzt wollen sie nach Deutschland. Lina hofft, dass dort auch sie arbeiten kann. Ist sie also ein Wirtschaftsflüchtling aus der Türkei oder ein Kriegsflüchtling aus Syrien? Das werden nach der Reise durch Österreich mit einem Bundesheerbus die deutschen Asylbehörden entscheiden müssen.