Antonia Meiners über die Frauenrechtsbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Die Suffragetten
Sie, die bürgerlichen Frauen, hatten es Anfang des vorigen Jahrhunderts satt: Lange genug hatten sie geredet, friedlich gefordert und klug argumentiert - nichts hatte sich geändert. Deshalb forderten sie nun das uneingeschränkte Wahlrecht, damit ihre Interessen bei parlamentarischen Entscheidungen endlich berücksichtigt würden.
8. April 2017, 21:58

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Die Suffragetten gingen auf die Straße, sie warfen Scheiben ein, sie traten in den Hungerstreik - und sie kämpften für ein Recht, das vielen von uns heute selbstverständlich erscheint. In ihrem Buch „Die Suffragetten. Sie wollten wählen - und wurden ausgelacht“ erweckt Antonia Meiners die Pionierinnen der Frauenbewegung wieder zum Leben.
Antonia Meiners stellt in ihrem Buch die Biografien der prominentesten Aktivistinnen vor. Dabei betont die Kulturwissenschaftlerin: Die Suffragetten hätten nie gegen andere Menschen Gewalt angewandt, nur gegen Sachen. Und dies auch erst, als sie mit ihren friedlich vorgetragenen Forderungen auf unverhältnismäßige Härte seitens der Regierung trafen.
Begonnen hatte der Kampf um das Frauenwahlrecht in England bereits Mitte des 19. Jahrhunderts. Vor allem Frauen aus dem Bürgertum reichten Petitionen im Unterhaus ein und erarbeiteten Gesetzesentwürfe – doch nichts geschah. Drei Wahlrechtsreformen ermöglichten zwar immer mehr Männern die Teilhabe am politischen Prozess, Frauen blieben davon aber ausgeschlossen. Statt mitzubestimmen, sollten sie sich auf Kind und Küche beschränken. Da sie auch nicht erwerbstätig sein durften, wandten sie sich der karitativen Arbeit zu – und erfuhren vom Elend der Frauen aus der Arbeiterklasse. Die Aktivistinnen aus dem Bürgertum forderten nun nicht mehr nur eine bessere Bildung für Mädchen, sondern auch bessere soziale Bedingungen für Frauen.
Antonia Meiners beschränkt sich in ihrem Buch nicht auf die titelgebenden Suffragetten, sondern porträtiert Aktivistinnen der ersten Stunde aus ganz Europa. Pointiert skizziert sie zudem die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe. Wünschenswert wären weiterreichende Bezüge zur jüngeren Frauenbewegung gewesen. Doch das Buch, beauftragt von der Verlegerin, sollte zum Kinostart des Films „Suffragette – Taten statt Worte“ erscheinen. So enthält das Buch auch einige bereits veröffentlichte Texte anderer Autorinnen, die überarbeitet wurden. Dies schmälert nicht das Anliegen: jungen Leserinnen und Lesern die Errungenschaften dieser Frauenrechtlerinnen nahe zu bringen.