Eine Biografie
Hitler
Der Historiker Peter Longerich legt eine Hitler-Biografie vor, die über die über die bisherigen Hitler-Deutungen hinausgeht. Er entwirft das Bild eines Diktators, der weit mehr und viel aktiver als bisher angenommen in die unterschiedlichsten Politikbereiche persönlich eingegriffen hat.
8. April 2017, 21:58
Kontext, 12.02.2016
Von der Vorstellung, Adolf Hitler wäre ein politischer Dilettant gewesen, der einem aggressiven Volk lediglich seine Psychopathologie zur Verfügung stellte, müssen wir uns wohl endgültig verabschieden. Als einer der besten Experten zur Geschichte des Nationalsozialismus portraitiert Peter Longerich einen politisch geschulten, belastbaren, im Sinne seines destruktiven politischen Interesses klug taktierenden Politiker, der seine innen-und außenpolitischen Manöver geschickt abwog und dabei auch große Flexibilität bei seinen Entscheidungen zeigte – eine Entwicklung, auf die in den ersten drei Lebensjahrzehnten des vielfach gescheiterten "Niemands" nichts hindeutete.
Das Dritte Reich konnte erst dann untergehen, als der Diktator, der es zusammengehalten hatte, sich endlich das Leben nahm, bilanziert Peter Longerich, der in seinem Opus Magnus eine Interpretation vertritt, die dem persönlichen Handeln Hitlers wieder einen großen Stellenwert einräumt, gleichzeitig die unterschiedliche Milieus und ihre Interessen analysiert, die sich mit Hitler auf die destruktivste Politik der Weltgeschichte einließen. Im Zentrum steht die wohl schmerzlichste Erkenntnis, dass hier weder ein klinisch Verrückter noch ein außer Rand und Band geratenes Volk die Geschichtskatastrophe des Dritte Reiches zu verantworten haben.
Service
Peter Longerich, "Hitler. Biographie", Siedler Verlag