Ich-Plakate

Wir sind umgeben von Gesichtern: Tagtäglich blicken sie von Plakatwänden und Werbewänden - und wir blicken zurück. Doch was sehen wir tatsächlich? Den Menschen hinter dem Gesicht? Die Botschaft, die die Werbung uns suggerieren will? Was nehmen wir wahr und wieso? Der Historiker Valentin Groebner geht dieser Frage in seinem Buch "Ich-Plakate" nach.

Kontext. 12.02.2016

Das immer und überall sichtbare menschliche Gesicht ist laut Valentin Groebner keine Erfindung der Moderne, sondern hat seine Wurzeln tief in der Vergangenheit. Es war und ist, so schreibt der Autor, eine Aufmerksamkeitsmaschine. Virtuos zitiert der Autor Gelehrte aus allen Epochen, nennt Bildbeispiele wie Jan van Eycks "Mann mit rotem Kopftuch" oder Leonardo da Vincis "Dame mit Hermelin", vergleicht die Arbeiten verschiedener Fotografen.

Was Recherche und Fachkenntnis betrifft, so versteht der Autor sein wissenschaftliches Handwerk - das des Geschichte-Professors. Belegt dies auch anhand eines ausführlichen Anhanges mit weiterführenden Informationen. Das alles ist interessant und regt dazu an, die eigene Wahrnehmung zu schärfen und sich mit der Flut an Gesichtern und deren Wirkung zu beschäftigen, egal, ob es nun um Portraitmalerei der Renaissance, um Werbeplakate oder um die Selbstdarstellung auf Facebook geht. Leicht lesbar ist der vorliegende Text allerdings nicht immer.

Valentin Groebners Sprache ist vielfach doch recht umständlich, holprig und langsam im Erzählen, an vielen Stellen fehlt es an Schwung. Ein ganz kleines, allerdings sehr stimmiges Detail am Rande ist das Autorenbild auf der Umschlaginnenklappe. Valentin Groebner ließ sich von seiner kleinen Tochter zeichnen. Was dieses Bild transportiert und wie nah es an der Wirklichkeit ist, möge jede Leserin und jeder Leser selbst beurteilen.

Service

Valentin Groebner, "Ich-Plakate. Eine Geschichte des Gesichts als Aufmerksamkeitsmaschine", S. Fischer