Deutsche Börse schielt nach London

Es ist der Anlauf Nummer drei und der Zeitpunkt scheint gut gewählt - vier Monate vor der Volksabstimmung über den Verbleib Großbritanniens in der EU versucht die Deutsche Börse in Frankfurt wieder eine Fusion mit dem Handelsplatz in London. Im Gegensatz zu den Versuchen in den Jahren 2000 und 2005 stehen die Chancen diesmal gut, dass die beiden wichtigsten Börsen Europas unter einem Dach zusammenkommen.

Morgenjournal, 24.2.2016

Marktmacht angestrebt

Die Deutsche Börse sucht schon länger neue Partner. In New York ist das Unternehmen wegen kartellrechtlicher Probleme nicht zum Zug gekommen und in Asien, speziell in China, verlaufen die Gespräche zäh. Deswegen wieder die Konzentration auf London - ungeachtet der Debatten um einen Verbleib der Briten in der Europäischen Union, wie das Unternehmen betont. Sollte es zum Brexit kommen, hätten Investoren viele Alternativen zu Frankfurt. Der Deutschen Börse geht es offenbar vor allem um mehr Marktmacht. Vorstandschef Carsten Kengeter hat erst vor wenigen Tagen angekündigt, sein Haus künftig in allen Geschäftsfeldern an die Weltspitze führen zu wollen.

Geplant ist eine Holding, an der die Deutschen gut 54 Prozent halten wollen. Entstehen würde der führende europäische Anbieter. Erhofft werden Kostenvorteile und bessere Wachstumschancen. Die beiden Börsen sollen jedoch unabhängig voneinander ihr jeweiliges Kerngeschäft fortführen. Offizielle hat sich Kengeter noch nicht zur anvisierten Fusion geäußert. Am Rande einer Veranstaltung in Brüssel hat er davor gewarnt, dass Shanghai viele andere Finanzplätze in aller Kürze in den Schatten stellen werde - sobald die chinesische Währung Yuan in den Devisenkorb des Internationalen Währungsfonds aufgenommen wird. Auch seien die die US-Finanzplätze in vielen Bereichen weltweit dominant.

Ähnlich wichtig ist die neue Konkurrenz - die so genannten Dark Pools. Diese bankinternen Handelsplätze schmälern Umsatz und Gewinn der etablierten Börsen.