Georges de la Tour im Prado

Im Madrider Prado ist derzeit eine Georges de la Tour gewidmete Ausstellung zu sehen. Das schmale Oeuvre des eigenwilligen Künstlers aus Lothringen ist noch nicht restlos erforscht: In Zukunft, damit rechnen Experten, könnten ihm noch einige Werke zugeschrieben werden.

Kulturjournal, 24.2.2016

Angesichts der wenigen Spuren, die Georges de la Tour seinen Biografen hinterließ, muss sich die Kunstkritik in der Bewertung des Malers ganz auf dessen Bilder beschränken. Nur rund 40 Werke des Malers sind erhalten, womit die Gesamtschau recht einfach ist, meint der Direktor des Prado-Museums, Miguel Zugaza: "Wir zeigen 31 Gemälde des Künstlers. Bis vor einem Jahrhundert war seine Arbeit in Vergessenheit geraten. Was wir von ihm wissen und hier zeigen können, ist das Ergebnis der kunsthistorischen Erkenntnisse der letzten hundert Jahre."

Sohn eines Bäckerehepaares

Am 13. Mai 1593 wurde Georges de la Tour in einem Dorf in Lothringen geboren. Als zweites von sieben Kindern eines Bäckerehepaars. Seine Ausbildung als Maler könnte er in Italien oder den Niederlanden absolviert haben; hier beginnen die Ungewissheiten. Heute wird sein Stil mit Caravaggio verglichen. Ob er dessen Werke persönlich kennengelernt hat, ist nicht bekannt. Es könnte sein, dass er den Naturalismus des Italieners durch Caravaggio-Schüler in Utrecht kennen gelernt hat.

Als nächste Lebensstation ist die Heirat im Jahr 1617 dokumentiert, danach ließ sich das Ehepaar im lothringischen Lunéville nieder. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wird er als Maler im Dienst von König Luis dem XIII. erwähnt. Aus 1646 ist dann noch ein Dokument erhalten, in dem Nachbarn eine Beschwerde beim Herzog einbringen, weil der Künstler - wörtlich - "sich beim Volk verhasst macht durch eine große Zahl von Hunden, die er sich hält, als wäre er der Herr des Ortes". Auch Anzeigen wegen Tätlichkeiten sind überliefert.

Gewalt, Armut und Hunger

Aus dieser Zeit stammen wohl die Bilder im ersten Teil der Ausstellung, die Kommissar Andrés Ubeda folgendermaßen beschreibt: "Nie zuvor und ganz selten nach ihm wurden Elend, Gewalt, Armut und Hunger so dargestellt, wie von George de la Tour. Es handelt sich um einen Künstler, der jede Folklore verabscheut und sie vermied. In seinen Bildern werden Elend und Härte des Lebens seiner Zeit spürbar." Der Erfolg solcher Darstellungen erlaubte de la Tour, eine Werkstatt einzurichten, in der auch Sohn Etienne tätig war. Dennoch gerieten die in der Mehrzahl nicht signierten Werke nach dem Tod de la Tours im Jahr 1652 in Vergessenheit.

1915 wiederentdeckt

Erst ein Artikel von Hermann Voss in der Zeitschrift "Archiv für Kunstgeschichte" leitet im Jahr 1915 die Wiederentdeckung ein. Zu diesem Zeitpunkt wurden dem Künstler nur drei Gemälde zugeschrieben. Nach Jahren der Forschung werden ihm jetzt 40 Gemälde zugeschrieben. Darunter die ungewöhnlichen sakralen Bilder, die meist nur von einer Kerze beleuchtet werden, darunter "Der Engel erscheint dem Heiligen Josef im Traum", "Josef als Zimmermann" oder die "Anbetung der Hirten". Für Kommissar Andres Ubeda ist George de la Tour einer der größten Maler Frankreichs und einer der wichtigsten Europas.

Besucherrekord

Ausstellungen mit seinen Werken erzielen Besucherrekorde: 1997 sahen 530.000 Menschen eine ihm gewidmete Schau im Pariser Grand Palais. Dort knüpft auch die Ausstellung im Prado-Museum in den Worten von Direktor Miguel Zugaza an: "Die unerwarteten Wenden, die die Kunstgeschichte manchmal nimmt, lassen de la Tour als Meister der Darstellung von materiellem und spirituellem Elend, als Einzelgänger der europäischen Kunst des 17. Jahrhunderts erscheinen, der aus heutiger Sicht eine ungeahnte Bedeutung erlangt hat."

Service

Meuseo del Prado - Georges de la Tour
Bis 12. Juni 2016