Oskar-Kokoschka-Preis an Andrea Fraser

Die US-amerikanische Künstlerin Andrea Fraser wird heute an der Universität für Angewandte Kunst mit dem Oskar-Kokoschka-Preis ausgezeichnet. Die 1965 geborene Künstlerin wurde in den 1990er Jahren bekannt durch ihre Performance "Museum Highlights", in der sie wie in vielen späteren Arbeiten auch die Verbindung von Kunst und Kapital offenlegte. 1993 hat sie Österreich bei der Kunstbiennale in Venedig vertreten.

Seit 1980 wird der Preis für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der bildenden Kunst an nationale und internationale Künstler vergeben; er ist mit 20.000 Euro dotiert. Bisherige Preisträger waren unter anderen William Kentridge, Gerhard Richter, Maria Lassnig oder Yoko Ono.

Mittagsjournal, 1.3.2016

Service

Kunstaspekte - Andrea Frazer
Universität für angewandte Kunst - Oskar-Kokoschka-Preisverleihung 2016

Sinnliche Qualitäten der Architektur

In der Videoperformance "Little Frank and His Carp" sieht man Andrea Fraser, wie sie durch das Guggenheim Museum in Bilbao schlendert und den Audioguide an ihr Ohr presst. Was sie da hört - was sie beim Museumsbesuch denken soll, fühlen soll, erleben soll, nimmt sie mehr als ernst und setzt es schauspielerisch um. Damit will sie die Besucher dazu animieren, über diese Art von Beeinflussung nachzudenken, sagt Fraser.

Es geht soweit, dass Fraser, um die sinnlichen Qualitäten dieser Museumsarchitektur zu entdecken, ihr kurzes grünes Kleidchen hebt und minutenlang ihr Geschlecht an der Mauer reibt. Im Museumskontext eine ebenso institutionskritische wie aufsehenerregende Intervention.

Entfremdung im Wirtschaftssystem

In einer anderen Performance, in der sie selbst als Protagonistin auftrat, hat sie den Zusammenhang zwischen der Vermarktung von Künstlerinnen und Prostitution aufgezeigt, indem sie sich einem Kunstsammler zum Geschlechtsverkehr zur Verfügung stellte. Sie wollte damit auch thematisieren, wie sehr viele Menschen in einer freien Marktgesellschaft intime Teile ihrer Persönlichkeit verkaufen müssen und wie stark die Entfremdung in diesem Wirtschaftssystem ist.

In der Videoperformance "May I Help You?" führte sie Besuchergruppen durch ein Museum mit ausschließlich schwarzen Bildern und in "Welcome to Wadsworth" hielt sie eine äußerst skurrile Eröffnungsrede, die die Zuseher hörbar zum Lachen animierte.

Humor- & anspruchsvolle Institutionskritik

Wie schon im Vorjahr in ihrer Retrospektive im Museum der Moderne Salzburg zu sehen war, ist es eine ebenso humorvolle wie anspruchsvolle Art der Institutionskritik, die Fraser betreibt. Sie will mit ihrer Kunst eine nicht didaktische und nicht pedantische Art des Lernens ermöglichen. Sie ruft dazu auf, den eigenen Anspruch an die Kunst und die durch sie hervorgebrachte Kunst-Institutionen in Frage zu stellen.