"13 Hours" - ein Film von Michael Bay
In seinem neuen Film "13 Hours: The Secret Soldiers Of Benghazi" nimmt sich US-Actionregisseur Michael Bay eines heiklen Kapitels der jüngeren US-Geschichte an: Am 11. September 2012 - am Jahrestag der Terroranschläge von 9/11 - wurde ein US-Diplomatensitz in Bengasi von libyschen Dschihadisten angegriffen. Vier Menschen starben, darunter auch der US-Botschafter Christopher Stevens.
8. April 2017, 21:58
Bay ist nicht unbedingt bekannt für subtile Kinounterhaltung. Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehören etwa "Armageddon", die Kriegsfilmromanze "Pearl Harbor" oder die Sci-Fi-Reihe "Transformers".
Mittagsjournal, 3.3.2016
Elf Stunden lang wurde Hillary Clinton im Oktober 2015 in einem Kongressausschuss zum Bengasi-Anschlag 2012 befragt. Clinton übernahm als damalige US-Außenministerin die politische Verantwortung, wies aber jegliche Schuld was mangelnde Sicherheitsvorkehrung vor Ort betraf, auf dem Weg zu ihrer Präsidentschaftskandidatur, von sich. Es ist ein heikles Kapitel der jüngeren US-Geschichte, aber Regisseur Michale Bay macht in seinem Film nun keinen Schritt zurück, um die Ereignisse aus einer nüchternen Distanz nachzuzeichnen, sondern wirft sich an der Seite seiner Helden in den Kampf.
Einen Kilometer vom US-Diplomatensitz entfernt, waren damals in einem geheimen CIA-Stützpunkt sechs private Sicherheitsleute stationiert. Kriegserfahrene ehemalige Soldaten, die sich selbstlos in den Kampf gestürzt hätten, so Bay: "Sie haben nicht den Befehl bekommen, das zu tun! Sie sollten zwei drei Tage später zu ihren Familien zurückkehren. Aber als der Hilferuf kam, rückten sie aus. Was ich im Film zeigen wollte war, wie selbstlos diese Männer sind."
Die ersten 45 Filmminuten etabliert Bay Schauplätze und Figuren, was danach kommt ist ein eineinhalbstündiges Kriegsspektakel das in seiner Ästhetik und Dramaturgie immer wieder an Videospiele erinnert, mit den Angreifern, die nicht mehr sind, als Ziele im Fernrohr. Es sind die titelgebenden 13 Stunden, die der Angriff gedauert hat: hochkonzentrierte Kriegs-Action, in der Bay die tragischen Ereignisse für die Leinwand ausschlachtet.
In den USA wurde der Film erwartungsgemäß kontroversiell aufgenommen. Insbesondere eine Szene, in der der Leiter des CIA-Stützpunktes das Ausrücken der privaten Sicherheitsleute wiederholt hinauszögert. Die CIA dementierte prompt, während Bay die involvierten Sicherheitsleute zum Authentizitätsnachweis vor die Kamera holte. Alles im Film entspreche den realen Ereignissen, beteuern der ehemalige Army-Ranger Kris "Tanto" Paronto und Ex-Marine John "Tig" Tiegen. Er habe alles so realistisch wie möglich zeichnen wollen, so Michael Bay, um alle Beteiligten stolz zu machen.
"13 Hours" ist Ausdruck der schwierigen Heldensuche, eines nach den Kriegen im Irak und in Afghanistan, kriegsmüden Hollywoodkinos. Ein Film, dem ob seines Bezuges auf die realen Ereignisse ein fahler Beigeschmack anhaftet, denn Bay versucht erst gar nicht, sich den realen Ereignissen differenziert anzunähern. Stattdessen wird mit Heldenblut eine Geschichte in den Kriegstaub gemalt, in der jeglicher politischer Kontext den Action-Fantasien Bays geopfert wird.