Eötvös' "Tri Sestri" an der Wiener Staatsoper
Als ob sie es abgesprochen hätten, wenden sich das Burgtheater und die Staatsoper mit ihren nächsten Premieren Anton Tschechows Drama "Drei Schwestern" zu. Während das Stück am Wiener Burgtheater Mitte März zur Aufführung gelangt, ist an der Wiener Staatsoper Peter Eötvös' Opernversion schon ab Sonntag zu erleben.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 4.3.2016
"Tri Sestri" ist eine jener wenigen zeitgenössischen Opern, die sich nach ihrer Uraufführung 1998 auf den Spielplänen der internationalen Opernhäuser durchsetzen konnte.
Eine Episode, drei Betrachtungen
Lyon, Hamburg, Düsseldorf und Berlin - das sind die vierter prominentesten Stationen von Peter Eötvös´ dritter Oper. Es ist eine eigenwillige Version, denn Eötvös erzählt nicht Tschechows Geschichte der drei Schwestern, die es nach dem Tod des Vaters nicht schaffen, sich von der provinziellen Garnisonsstadt zu lösen und nach Moskau zurückzugehen - wie sie es eigentlich erträumen. Eötvös hat daraus eine Episode genommen, die er nach einem Prolog dreimal aus unterschiedlichen Blickwinkeln ablaufen lässt.
Vom Unvermögen, glücklich zu sein
Was folgt, sind mehr Zustandsbeschreibungen der Tschechowschen Figuren, als eine aktive Handlung. Es geht um das Unvermögen des modernen Menschen, glücklich zu sein. Es geht um die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit, den Wiederspruch von Zukunftsträumen und Realität, um eine tief sitzende Angst vor Veränderung.
Dementsprechend haben Ausstatterin Esther Bialas und Regisseur Yuval Sharon einen Raum geschaffen, der mit seinen düster bronzefarbenen Wänden und dem herunterrinnenden Kerzenwachs an das Russland von gestern erinnern soll und durch den wie am Fließband die Requisiten der Erinnerung vorbeilaufen.
Zugeständnis an die Opernhäuser
War die Uraufführung noch ausschließlich mit männlichen Sängern besetzt, darunter vier Countertenören, gab es bei der deutschen Erstaufführung in Düsseldorf schon eine gemischte Sängerbesetzung. Ein Zugeständnis an die Opernhäuser, die ja selten über vier Countertenöre im Ensemble verfügen. In Wien gibt es die gemischte Variante zu hören, inklusive eines elektroakustisch verstärkten Bassisten in der Partie der Kinderfrau.
Zwei Orchester für die Schwestern
Und zwei Orchester: eines geleitet von Peter Eötvös im Graben, ein großes Symphonieorchester geleitet von Jonathan Stockhammer auf einem Podium hinter der Bühne. Ganz zum Schluss schiebt sich die Rückwand des Raumes zur Seite und es wird sichtbar. Die drei Schwestern werden von Aida Garifullina, Margarita Gritskova und Ilseyar Khayrullova gesungen. Ein Mitschnitt der Premiere ist am 12. März um 19.30 Uhr im Programm Österreich 1 zu hören.
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Wiener Staatsoper - Tri Sestri