Julie Delpy in ihrer Komödie "Lolo"

Die französisch-US-amerikanische Schauspielerin und Regisseurin Julie Delpy ist bekannt für ihre unverblümte Komik und Direktheit, mit der sie oft Kultur- und Mentalitätskonflikte auf skurrile Weise auf die Spitze treibt. In ihrem neuen Film "Lolo - Drei ist einer zu viel" übernimmt die Regisseurin auch die weibliche Hauptrolle an der Seite von Dany Boon und Vicent Lacoste.

Julie Delphy

THIMFILM

Im Zentrum der Handlung steht eine Dreiecksgeschichte: eine Frau zwischen zwei Männern. Was an sich schon kompliziert genug klingt, wird noch komplizierter, wenn einer davon der neue Liebhaber, der andere der spätpubertierende Sohn ist.

Mittagsjournal, 15.3.2016

"Rasant und kurzweilig, wenn auch nicht besonders tiefgründig"

Violette und Ariane, beide Mitte 40, gutaussehend und gut situiert, nur bei Männerbekanntschaften fehlte bislang das richtige Händchen - bis Violette im gemeinsamen Urlaub in Südfrankreich den schüchternen und bescheidenen Computerspezialisten Jean-René kennen und lieben lernt. Dieser kann zwar fachsimpeln aber keinen Small Talk führen, gibt sich mit billigem Kantinenessen statt Low-Carb zufrieden und begeht außerdem haarsträubende modische Fauxpas.

Spätpubertierender Spielverderber

Dennoch, die Beziehung scheint zu glücken, wäre da nicht Lolo, der 19-jährige Sohn der Protagonistin, der sich selbst in der Rolle des hochsensiblen, aufstrebenden Künstlers gefällt. Mit allen Mitteln weiß er seinen Platz gegen den unerwünschten Eindringling zu verteidigen. Lolo leistet ganze Arbeit: Der anfangs subtile Kampf wird immer turbulenter, die Wahl der Waffen immer absurder, bis Jean-René nach einer Reihe von mysteriösen Unfällen und Körperverletzungen am Ende mit Violette und mit dem Gesetz gleichermaßen in Konflikt gerät - Brachialhumor der Marke Delpy. "Es geht um Manipulation", so die Regisseurin, "und darum, wie man jemandes Gedanken manipuliert. Ich wollte einen Film über einen Psychopaten machen; denn, wenn man ihnen nicht zu nahe kommt, sind solche sadistischen, manipulativen Menschen sehr amüsant."

Temporeiches Kinovergnügen

"Lolo" ist eine temporeiche und wortgewaltige Komödie voller plastischer Bilder und überzeichneter Figuren. Die Karikatur der Pariser High Society, der die beiden Freundinnen entspringen, wird etwa durch einen Gastauftritt von Karl Lagerfeld untermauert. Jean-Renés Provinzialismus und Tollpatschigkeit stehen Lolos überzogenem Künstlergehabe und seiner uneingeschränkten Selbstverliebtheit gegenüber. Gemeinsam mit einem hochkarätigen Ensemble bringt Julie Delpy damit ein rasantes und kurzweiliges, wenn auch nicht besonders tiefgründiges Kinovergnügen auf die Leinwand.

Dass mit solcher Art Filme allerdings wenig Lorbeeren zu ernten sind, zeigte sich zuletzt wieder bei den französischen Filmpreisen César, bei denen "Lolo" nicht einmal mit einer Nominierung bedacht wurde. Delpy nimmt‘s gelassen: "Billy Wilder hat einmal gesagt, Preise sind wie Hämorrhoiden, jedes Arschloch kriegt am Ende einen." Und am Ende ihrer filmischen Laufbahn ist die energiegeladene 46-Jährige ohnehin noch lange nicht.