Romanverfilmung "Hannas schlafende Hunde"
Mit seinem Film "Hasenjagd - Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen " hat der österreichische Regisseur Andreas Gruber 1994 ein dunkles Kapitel NS-Geschichte in Oberösterreich aufgegriffen. 20 Jahre später schließt er thematisch und geografisch an damals an.
8. April 2017, 21:58

Hanna (Nike Seitz) und Großmutter (Hannelore Elsner) in enger Umarmung neben den Gleisen.
PROVINZFILM INTERNATIONAL
"Hannas schlafende Hunde" heißt ein Roman, der aus Wels stammenden Autorin Elisabeth Escher, in dem ein kleines Mädchen seine Familienvergangenheit erforscht. Gruber, ebenfalls ein gebürtiger Welser hat den Roman nun verfilmt, unter anderem mit Hannelore Elsner in der Rolle der Großmutter. Ab Ende nächster Woche ist der Film in den heimischen Kinos zu sehen.
Mittagsjournal, 24.03.2016
Etwas stimmt nicht in der Idylle
Eierlikör ist ein Standardgetränk, Hunde werden gerne "Burli" getauft, am Sonntag geht man pflichtgemäß in die Kirche, in der Schule wird das Herz Jesu auf die Tafel gemalt und auch der Pfarrer überprüft die Bildungsfortschritte seiner Schützlinge. An den Alltagsoberflächen im Wels des Jahres 1967 herrscht im Film "Hannas schlafende Hunde" eine katholische Kleinbürgeridylle. Familie Berger hat sich darin gut eingerichtet; nur nicht auffallen ist das Motto. Doch die neunjährige Hanna spürt, dass etwas nicht stimmt. Mit der Naivität eines Kindes tastet sie sich an die Familiengeschichte heran, weckt quasi die titelgebenden schlafenden Hunde.
Aus Hannas Perspektive rollt Regisseur Andreas Gruber die Geheimnisse der Bergers auf: Hannas Großmutter, eine Jüdin und Weltkriegsüberlebende, wird zur dabei zur Komplizin der Aufklärung. Unter diesen Vorzeichen verbindet Gruber Geschichts- und Mentalitätsbetrachtung, zwischen einem immer noch schwelenden Antisemitismus und konservativen Rollenbildern.
Der Hausmeister, der gerne Maulwürfe vergast, die Religionslehrerin, der bei Juden die christliche Nächstenliebe versagt, der Bankdirektor i.R. als Autoritätsperson mit Erpressungstendenzen, eine Tante, die von ihrem Mann geschlagen wird. Nicht zuletzt in den Nebenfiguren bildet Regisseur Gruber ein von Opportunismus und Gewalt geprägtes Gesellschaftsklima ab. Weil der Film "Hannas schlafende Hunde" einem Kind die Welt zu erklären versucht, fallen zahlreiche Motive überdeutlich und didaktisch aus. Ein Film, der seinen Bildern nicht immer vertraut, sondern manchmal auch die behäbige Unterstützung bei seinen Dialogen, also den Worten sucht.