Von Gideon Greif und Itamar Levin

Aufstand in Auschwitz

Der Film "Son of Saul" hat kürzlich den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewonnen. Es geht darin um das sogenannte "Sonderkommando" im Konzentrationslager Ausschwitz. Also um jene jüdischen Häftlinge, die von den Nazis gezwungen wurden, ihre Mit-Gefangenen in die Gaskammern zu führen. Zu diesem Thema haben der israelische Historiker Gideon Greif und der Journalist Itamar Levin ein Buch vorgelegt, das um nichts weniger berührt und erschüttert: "Aufstand in Auschwitz".

Kontext, 1.4.2016

Im Mittelpunkt steht der 7. Oktober 1944, als die Mitglieder des Sonderkommandos den Aufstand probierten. Es ist eine akribische Aufarbeitung, eine penible Rekonstruktion der Ereignisse, eine erschreckende Beschreibung der Vernichtungsmaschinerie, der Todesfabrik des NS-Regimes. Die Autoren, der Historiker Gideon Greif, der sich seit 1986 mit dem Thema auseinandersetzt, und der Journalist Itamar Levin, stellen den trocken erzählten und neutral aufgelisteten Fakten zahlreiche berührende Zitate von Menschen gegenüber, die Auschwitz überlebt haben.

Die Kombination aus chronologischer, fast minutengenauer Berichterstattung der Ereignisse und schockierenden Augenzeugenberichten, die wiederholte Beschreibung der Tätigkeiten, die das Sonderkommando ausführen musste, machen es drastisch und eindringlich. Für dieses Buch braucht man eine dicke Haut und viel Zeit, um es immer wieder zur Seite zu legen, aus dem Fenster zu schauen, durchzuatmen und zu hoffen, dass die Menschheit vielleicht doch ein bisschen etwas aus der Geschichte gelernt hat.

Service

Gideon Greif, Itamar Levin. "Aufstand in Auschwitz. Die Revolte des jüdischen „Sonderkommandos“ am 7. Oktober 1944", Böhlau Verlag