Geheime Finanzgeschäfte aufgedeckt
Panama Leaks - so nennt sich Sicht das bisher größte Datenleck im internationalen Finanzbusiness, das gestern Abend veröffentlicht wurde. Zugespielt wurden die Daten der Süddeutschen Zeitung. Die Daten zeigen auf wie Staats- und Regierungschefs, Oligarchen und Waffenhändler ihr Vermögen verschleiern.
8. April 2017, 21:58
APA/AFP/RODRIGO ARANGUA
Morgenjournal, 4.4.2016
Um die über 11 Millionen Dokumente auswerten zu können, teilte die Süddeutsche die Daten mit dem Internationalen Konsortium für Investigativen Journalismus ICIJ. 400 Journalisten aus aller Welt haben die Unterlagen geprüft und über 200.000 Briefkastenfirmen ausgewertet. Für Österreich waren die ZIB2, orf.on und der Falter Teil des Recherchenetzwerks. Im Zentrum steht eine Panamesische Anwaltskanzlei.
Geschäfte über Anwaltskanzlei
Offshore-Leaks, Luxi-Leaks, seit einigen Jahren sorgen Enthüllungen über Datenlecks für Einblicke in die Methoden von Steuerhinterziehern und fragwürdigen internationalen Finanztransaktionen. Mit Panama-Leaks ist jetzt das bisher größte Datenleck in der diskreten Welt der Steuerhinterziehung und Geldwäsche aufgetaucht. Die Hauptrolle spielt die Anwaltskanzlei Mossack Fonseca Group mit Hauptsitz in Panama und mit Niederlassungen in mehr als 40 anderen Ländern - vor allem dort wo Briefkastenfirmen leicht zu gründen sind: etwa die britischen Jungferninseln, die Malediven, Luxemburg, Liechtenstein oder der Schweiz.
Putin, Island, FIFA...
Auftraggeber von Mossack Fonseca sind vor allem Banken, Vermögensverwalter und Anwälte aus verschiedenen Ländern und die Liste ihrer Kunden ist sehr prominent: Zum Beispiel eine ganze Reihe von langjährigen Freunden des russischen Staatschefs Wladimir Putin etwa sein früherer Judopartner Arkadij Rotenberg und der Taufpate einer seiner Töchter Sergei Rodulgin, die große Summen und Firmenanteile zwischen verschiedenen Offshore-Destinationen hin und her geschoben haben - die Daten liefern neue Indizien für die seit lange bestehende Vermutung, dass es sich nicht um ihr eigenes Vermögen handelt sondern sie nur als Strohmänner für Putin selbst auftreten - der Kreml hat bereits vergangene Woche vor einer internationalen Schmutzkübelkampagne gegen den Präsidenten gewarnt.
Für die größten innenpolitischen Turbulenzen sorgt das Datenleck in Island, einem der Länder das von der internationalen Finanzkrise 2008 am stärksten betroffen war: Die drei größten Banken Islands brachen wegen ihrer Auslandsgeschäfte zusammen, bis heute gelten Beschränkungen für internationale Geldtransfers. Die Daten belegen, dass der derzeitige Regierungschef und weitere Regierungsmitglieder Offshore-Gesellschaften registrierten hatten, deren Existenz aber nicht öffentlich bekanntgaben.
Auch über den Korruptionsskandal bei der FIFA und die Finanzierung des Regimes des syrischen Präsidenten Bashar Al-Asad geben die Unterlagen Aufschluss.
Insgesamt umfasst der Datensatz Informationen über mehr als 200.00. Briefkastenfirmen weltweit.
Mehr dazu in
ORF.at - Datensatz mit elf Mio. Dokumenten