Roman von Erica Jong

Angst vorm Sterben

Mit ihrem Romanerstling "Angst vorm Fliegen" sorgte die heute 73-jährige New Yorkerin Erica Jong für einen Skandal, der ihr in der Folge ein luxuriöses Dasein sicherte. Über vier Jahrzehnte nach der Geschichte einer sexuellen Befreiung schließt die Autorin mit ihrem neuen Roman "Angst vorm Sterben" daran an.

Es ist der Abschluss ihrer Angst-Trilogie, die außer den beiden Titeln "Angst vor 50" beinhaltet.

Vanessa, eine 60-jährige arbeitslose Schauspielerin, hat Geld, eine anhängliche Tochter und einen zugewandten Ehemann. Aber sie will, was es für sie nicht geben kann: Noch einmal jung und schön sein. Und da - nach eigener Aussage - shoppen nicht mehr hilft, will sie Sex, um die Tatsachen zu vergessen.

Die erste Hälfte des Romans ist schwach, ein Hin und Her aus Allerweltsweisheiten. Jong zeichnet ein Panoptikum von Charakteren, und alle sind sie ein bisschen Trump: zu laut, zu grell und abhängig von ständigen Siegen. Aber es ist der Zusammenbruch Ashers, der Ordnung ins Gefühlschaos der Protagonistin bringt und dem Buch ab der zweiten Hälfte zu mehr Konsistenz verhilft: Er kommt mit einem lebensbedrohlichen Aneurysma ins Krankenhaus. Die Angst ihn zu verlieren, bringt Vanessas tiefere Gefühle für ihn zutage. Plötzlich ist seine Erektionsschwäche nicht mehr ihre größte Sorge, sondern dass ihr keine Zeit mehr bleiben könnte, ihm nahe zu sein.

"Angst vorm Sterben" will ein leichtes Buch über ein schweres Thema sein. Es krankt an der Leere seiner Figuren, die dem Thema nicht gewachsen sind und panisch nach jeder Füllung greifen, die in Reichweite kommt.

Service

Erica Jong, "Angst vorm Sterben", Roman, aus dem Amerikanischen von Tanja Handels, S. Fischer Verlag
Originaltitel: "Fear of Dying"