"Freeheld": Kampf für gleiche Rechte
Seit dem 26. Juni 2015 ist die Ehe unter gleichgeschlechtlichen Partnern in allen Bundesstaaten der USA rechtlich anerkannt. Eine Errungenschaft, der lange Rechtsstreitigkeiten und mehrere Einzelfälle vorausgingen. Einer davon war jener der krebskranken Polizistin Laurel Hester im Bundesstaat New Jersey, die im Jahr 2005 gegen die lokale Politik mobilisierte. Der Film "Freeheld" rollt die Ereignisse von damals, basierend auf einem gleichnamigen Dokumentarfilm, nochmals auf.
8. April 2017, 21:58
In den Hauptrollen sind Julian Moore und Ellen Page als lesbisches Paar zu sehen. Ab Freitag läuft das Drama in den heimischen Kinos.
Morgenjournal, 5.4.2016
Es geht um gleiche Behandlung, um Gerechtigkeit. Mehr will die krebskranke Polizistin Laurel Hester (Julianne Moore) nicht. Wenn männliche Kollegen sterben, dann bekommen deren Ehefrauen automatisch eine Witwenpension. Nicht so bei Laurel und ihrer Partnerin Stacie (Ellen Page). Der Gemeinderat in Laurels Heimatdistrikt in New Jersey verweigert die Witwenpension. Begründung: Die Witwenpension an eine Frau würde die Werte von Ehe und Familie schwächen. Auch im Fall Laurel Hester geht es um einen klassischen Wertekonflikt. Wie kann, darf soll man leben? Wie soll sich eine Gesellschaft entwickeln, welche Lebensformen sind toleriert? Und vor allem wer bestimmt das? Der Film spielt derartige Fragen exemplarisch durch.
Große Namenschilder
"Freeheld" verbindet Liebesgeschichte und Krebsdrama, wird schließlich zu einer Art Justizgroteske. Immer wieder rückt Regisseur Peter Sollett die Namensschilder der fünf Mitglieder des Gemeinderats bei den Sitzungen groß ins Bild. Hier sind sie, die Verantwortlichen des Unrechts, schreit der Film dann in den Kinosaal. Als Gegengewicht versucht Sollett aus dem Tragischen auch das Komische herauszufiltern. Kein Zufall, dass Komiker Steve Carell die Rolle eines schwulen Aktivisten übernommen hat, der sich für die Homo-Ehe stark macht. Laurel hätte vor ihrem Tod zum Schein auch einen Mann heiraten können, der die Witwenpension weitergegeben hätte, doch sie habe es richtig machen wollen, meint Hauptdarstellerin Julianne Moore.
Mehr Sensibilität verdient
Am Bilder-Potenzial eines Krebsdramas, etwa am Prozess des körperlichen Verfalls, bedient sich der Film "Freeheld" ausführlich. Der Kampf der Laurel Hester, ein Meilenstein US-amerikanischer Geschlechtergeschichte und damit ein prädestinierter Kinostoff, hätte mehr filmische Sensibilität verdient. Regisseur Sollett läuft lieber - im Bewusstsein auf der moralisch richtigen Seite zu stehen - jede offene Tür ein, die sich ihm auf dem Weg zu einer Heldengeschichte bietet. Eine Heldin wollte Laurel aber nicht sein, sie wollte nur Gleichbehandlung und Gerechtigkeit.