von Immanuel Kant
"Unter allen Künsten..."
Unter allen Künsten behauptet die Dichtkunst – die fast gänzlich dem Genie ihren Ursprung verdankt und am wenigsten durch Vorschrift oder durch Beispiel geleitet sein will – den obersten Rang.
Sie erweitert das Gemüt dadurch, dass sie innerhalb der Schranken eines gegebenen Begriffs die Einbildungskraft in Freiheit setzt.
9. Mai 2016, 10:41
Ein gutes Gedicht ist das eindringendste Mittel der Belebung des Gemüts.
Nach der Dichtkunst würde ich, wenn es um Reiz und Bewegung des Gemüts zu tun ist, diejenige, welche ihr unter den redenden am nächsten kommt und sich damit auch sehr natürlich vereinigen lässt, nämlich die Tonkunst, setzen.
Wenn sie zwar durch lauter Empfindungen ohne Begriffe spricht und nicht, wie die Poesie, etwas zum Nachdenken übrig lässt, so bewegt sie doch das Gemüt mannigfaltiger, und obgleich bloß vorübergehend, doch inniglicher.