Philipp Scheucher

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Philipp Scheucher, Klavier

Bereits als Zwölfjähriger trat Philipp Scheucher mit seinem Lehrer Markus Schirmer im Wiener Musikverein auf. Bei ihm erhält der 1993 geborene Steirer seit 2008 seinen pianistischen Feinschliff an der Universität für Musik und darstellenden Kunst in Graz, wo er schon mit zehn Jahren als Jungstudent seine musikalische Ausbildung erhielt.

Philipp Scheucher

Geboren: 1993 in GRAZ

Aktuelles Studium: Klavier, bei Markus Schirmer, Universität für Musik und darstellende Kunst Graz

Mein größter Erfolg: ... ist, die Musik und das Klavier für mich entdeckt zu haben.

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Was ist Musik für Sie?

Kunst und Musik sind gemeinsam zwei der wertvollsten Güter auf der Welt, die unvergänglich sind und eine internationale Sprache innehaben. Jeder kann sie für sich entdecken und lassen eine subjektive Sicht eines jeden Menschen zu.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Als knapp 5-jähriges Kind entdeckte ich ein kleines Keyboard, welches meine Begeisterung für Musik und insbesondere das Klavier als Instrument weckte. Schritt für Schritt entwickelte sich daraus die Leidenschaft, die ich heute dafür habe.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Von allem ein bisschen. Besonders wenn man noch ein Kind ist, äußert sich das KÖNNEN meist durch natürliches Talent, welches bei einem stärker bei anderen schwächer ausgeprägt ist. In der fortlaufenden Entwicklung wird man feststellen, dass es nur mit Talent alleine auch nicht immer funktioniert und dabei MUSS man sich eben auch motivieren zu üben und zu arbeiten, auch wenn man manchmal nicht gerade den besten Tag erwischt hat. Die Erfüllung, die sich schließlich daraus ergibt, gibt wieder so viel Kraft und Energie um weiterzumachen und man das Beste aus sich herausholen WILL.

Wo würden Sie gerne auftreten?

Einen bestimmten Ort oder Konzertsaal kann ich in diesem Zusammenhang schwer nennen. Am liebsten spielen möchte ich einfach mit Freude – und das vor einem Publikum, die diese Freude mit mir teilt. Dabei kann man die Energie selbst während des Spielens spüren und der Musik völlig freien Lauf lassen.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Spannend und aufregend wäre es, mit all den (verstorbenen) Komponisten sprechen zu können, deren Musik wir heute spielen, aufführen und mit der wir uns so intensiv beschäftigen. In diesem Zusammenhang möchte ich meine besondere Wertschätzung insbesondere für Ludwig van Beethoven aussprechen, dessen Charakter und musikalische Sprache mich immer wieder fasziniert.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Die Kunst und Musik an sich verträgt vermutlich überhaupt keinen Anteil des "Marktes". Aber in der heutigen Zeit, die voll von Medien, Werbung und finanzieller Macht bestimmt ist, spielt es eine große Rolle, wie man sich für ein möglichst breites Publikum präsentiert. CD-/DVD-Aufnahmen sind eine Variante, wobei ich diese eher als eine Art Visitenkarte eines Künstlers halte. Durch Facebook oder Youtube kann man mit seinen "Fans" in Kontakt treten und Werbung machen, was viele Möglichkeiten eröffnet – auch ohne große finanzielle Mittel. Leider gibt es auch viele Künstler, die bloß durch Marketing-Strategien gepusht werden und quasi wie ein Produkt vermarktet werden. Das hat mit der Musik wenig zu tun.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Das geht mit der vorherigen Frage Hand in Hand. Eigentlich verträgt der Markt so viel Angebot von Kunst bzw. Musik wie möglich. Jedoch sollte dabei unterschieden werden, ob es sich dabei um gemachte Produkte handelt oder um wirklich etwas Bleibendes, Wertvolles für die Nachwelt.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Darüber zerbreche ich mir den Kopf. Wenn ich es könnte und es bezahlbar wäre, würde ich mein letztes Geld dafür geben, dass die Bedürfnisse aller Menschen auf der Welt gedeckt sind. Aber das ist wohl unmöglich. Ansonsten würde ich mir ein Grundstück auf einer tropischen Insel kaufen, wo ich mich fern von all dem Alltäglichen mit meinem Klavier und meiner Familie entfalten könnte – frei von allen Sorgen.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ich denke nicht zu viel über die Zukunft nach und lasse alle Herausforderungen auf mich zukommen. Ich arbeite intensiv an meinen kommenden Plänen und erwarte die Ergebnisse mit positiver Spannung. Natürlich hat man größere Ziele im Hinterkopf, aber auch wenn nicht immer alles aufgeht wie geplant, kommt eine nächste Chance und Herausforderung. Trotzdem könnte ich mir auf alle Fälle vorstellen in 10 Jahren die wichtigsten Stationen der ganzen Welt bereist zu haben und ein Netzwerk mit Konzertveranstaltern zu haben, welches mir erlaubt "überall" aufzutreten.

Haben Sie einen Plan B?

Aufgrund meiner abgeschlossenen Bachelor-Ausbildung im Fach Klavierpädagogik (IGP) ist es mir möglich neben meiner Konzerttätigkeit zu unterrichten. Eine Stelle als Klavierprofessor an einer Universität würde mich eines Tages auch sehr reizen.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Mein erster Gedanke dazu ist folgende Geschichte, falls man das als unangenehm bezeichnen kann. Letztes Jahr war ich beim renommierten internationalen Hamamatsu Klavierwettbewerb in Japan. In der ersten Runde spielte ich ein Stück von Lera Auerbach – eine zeitgenössische Komponistin, Pianistin und Autorin. Obwohl das Publikum das Stück begeistert entgegennahm, konnte die Jury mit dieser Repertoirewahl nicht umgehen und beurteilte mich dementsprechend. Leider schied ich dadurch aus dem Wettbewerb aus.

Wollen Sie die Welt verändern?

Die Welt zu verändern ist schwierig. Ich denke, wenn ich es schaffen kann, mit meinem Klavierspiel Freude und Interesse für klassische Musik zu verbreiten, ist das für mich Geschenk genug. Gerade in unserer Zeit geprägt von Unruhen und Konflikten glaube ich, dass die Musik eine starke Kraft sein kann, die uns hilft Probleme zu überwinden. Musik verbindet uns alle, egal woher wir kommen, wer wir sind oder was wir tun.