Gespräch mit dem Autor Uwe Neumahr

Biografie von Miguel de Cervantes -

Der spanische Autor Miguel de Cervantes hat mit seinem "Don Quijote" ein Werk geschaffen, das auch nach mehreren Hundert Jahren noch gelesen wird. Rechtzeitig zu seinem 400. Todestag erscheint nun die Cervantes-Biografie "Ein wildes Leben" aus der Feder des Romanisten Uwe Neumahr.

Cervantes auf einem Buchcover

"Der 'Don Quijote' ist so eine Art Totengräber des Ritterromans. Das sagt Cervantes selbst im Vorwort." Uwe Neumahr

C. H. Beck

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Uwe Neumahr, "Miguel de Cervantes. Ein wildes Leben, Biografie, C.H. Beck Verlag

Don Quijote ist allen Umständen zum Trotz ein Träumer wider die Realität. Seine Welt besteht aus Riesen, edlen Jungfrauen und Heldentum; eine Welt, die nur in seinen Ritterromanen existiert. Ungerührt von zahlreichen Widrigkeiten gibt er sich seiner Phantasie hin und imitiert die Literatur. Don Quijote ist daher zum Scheitern verurteilt, und doch ist er weise, wenn er bemerkt: "Der Narr hat recht. Nur der Narr hat recht in dieser Welt." Mit dieser Figur sympathisieren die Menschen über die Jahrhunderte hinweg. Äußerst lohnend scheint es im Falle Cervantes', sich nicht nur mit dem Werk, sondern auch mit dem abenteuerlichen Leben, das der Autor selbst im ausgehenden 16. Jahrhundert führte, zu beschäftigen.

Wer war dieser Miguel de Cervantes?

"Er war ein unglaublich widersprüchlicher Mensch, der uns bis heute viele Rätsel aufgibt", unterstreicht Uwe Neumahr. "Cervantes hatte ein sehr tragisches Leben: Nach einem Duell flieht er nach Italien; Kriegsteilnahme mit schwerster Verwundung; er war mehrfach im Gefängnis, unter anderem wegen einer Mordanklage, die unbegründet war; er unternimmt Fluchtversuche. Es war ein Leben voller Irrungen und Wirrungen, an dessen Ende der Erfolg mit 'Don Quijote' (Teil eins, 1605) steht. Das Innovative an diesem Roman haben seine Zeitgenossen leider nie erkannt."

Relativierung von Wahrheit

"Das Besondere an diesem Roman ist die Relativierung von Wahrheit mittels der Erzählperspektive", so Neumahr: "Der damalige Leser war an einen allwissenden Erzähler gewöhnt. Cervantes unterwandert diese Instanz, indem er ein besonderes Verwirrspiel um die Frage inszeniert, wer den Roman eigentlich erzählt."