"Future Baby": Spuren künstlicher Befruchtung
In ihrem neuen Dokumentarfilm "Future Baby" setzt sich Maria Arlamovsky mit dem Thema künstliche Befruchtung auseinander. Arlamovsky hat Labore und Kliniken besucht, mit Wissenschaftlern und Medizinern, Leihmüttern und Eltern, aber auch mit Kindern gesprochen, die auf künstlichem Weg gezeugt wurden. "Future Baby" hatte bei der Diagonale in Graz Premiere.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 13.4.2016
Rund fünf Millionen Menschen wurden seit 1978 weltweit geboren, die nicht durch Sex, sondern durch künstliche Befruchtung gezeugt worden sind. Wenn Maria Arlamovsky in ihrem Film "Future Baby" hinter die Kulissen der Labore und Kliniken blickt, wähnt man sich manchmal in einem Science-Fiction-Film. Eizellen, die in riesigen Depots tiefgefroren gelagert werden, und Eizellenspenderinnen aus dem Katalog.
Da wird eine Berkley-Studentin vorgeschlagen, aber vom Kunden abgelehnt, weil sie zu mollig sei. Dann befruchtete Eizellen im Reagenzglas, die auf eine Leihmutter warten. Von denen die genetisch Perfekteste ausgewählt wird. Denn wie der Vater eines durch künstliche Befruchtung gezeugten Kindes im Film meint: Früher sei ein gesundes Baby ein Glücksfall gewesen, heute kann man es kontrollieren, also warum zocken?
Vom erfüllten Kinderwunsch für unfruchtbare Paare, hin zum perfekten Designerbaby. Fortschritt im Positiven wie im Bedenklichen, die Grenze dazwischen als schmaler Grat. Maria Arlamovsky kommentiert dabei nicht, sondern beobachtet und hört zu - und die Frage die in den Raum gestellt wird, ist nicht wie, sondern wann jenen ethischen Zweifeln begegnet werden soll, die auf dem Weg zum erfüllten Kinderwunsch auftauchen.
Es ist dabei immer wieder überraschend, wie offen die Türen der Wissenschaftler und Mediziner für die Filmemacherin gestanden sind. Aber es sei letztlich auch ein lukrativer Wirtschaftszweig, der sich präsentieren wolle, so Armalovsky. Zu den zentralen Protagonisten von "Future Baby" gehören dann auch die Leihmütter, die Kinder für andere Paare gegen Bezahlung austragen. Je nach Gesetzeslage gebe es hier einen sich ständig verändernden Leihmüttermarkt, der letztlich auch gesellschaftliche Schieflagen ausnutze.
Am Ende des Films wird auch ein Blick in eine mögliche Zukunft geworfen: Von jungen Frauen und Männern ist dann die Rede, die ihre Eizellen und Spermien einfrieren, sich sterilisieren lassen, um sich dann zum gewünschten Zeitpunkt den Kinderwunsch mithilfe der Medizin zu erfüllen. Die Zukunft, von der dabei gesprochen wird, ist das Jahr 2050.