"As Rights Go By": Abschied von Bürgerrechten

Im Kulturgeschehen häufen sich politische Themen und Bezüge - ob am Theater, im Kino oder in der Bildenden Kunst. Im Museumsquartier, im Freiraum des Quartier 21 im vorderen Trakt, beleuchtet ab Freitag die Ausstellung "As Rights Go By" die zunehmende Einschränkung von Bürger- und Menschenrechten auch in unseren Breiten.

Mittagsjournal, 13.4.2016

"Ein sehr gelungenes Beispiel für eine politische Themenausstellung auf hohem künstlerischen Niveau."

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Q21 - As Rights Go By - Über Rechtsverlust und Rechtlosigkeit
15. April bis 5. Juni 2016, Di-So 13-16h, 16.30-20h

MQ Blog - Kuratorin Sabine Winkler im Interview

Die Ausstellung "As Rights Go By" handelt von Rechtlosigkeit und Rechteverlust, dort wo dieser objektiv nachvollziehbar ist. Überwachung durch Staat und Internetkonzerne rüttelt am Recht auf Privatsphäre. Viele Rechtsexperten sehen das Recht auf Asyl in Gefahr durch die aktuelle österreichische und europäische Gesetzgebung. Und das Recht auf Arbeit ist mit der Wirtschafts- und Finanzkrise endgültig zu leeren Floskel geworden.

Was bleibt von Europa?

Der griechische Künstler George Drivas inszeniert in einem Video, wie ein Unternehmen quasi sich selbst auffrisst. In einer smarten gläsernen Bürowelt entlassen die Manager Mitarbeiter um Mitarbeiter, bis am Schluss gar niemand mehr übrig bleibt. Ein System, das sich selbst zerstört: George Drivas meint das auch als Gleichnis für das, was gegenwärtig mit Europa passiert. "Was wird bleiben von Europa nach dieser Krise? Wenn wir durch Nationalismus und Abschottung nach außen den Kern der europäischen Idee zerstören - wie wird Europa am Tag danach aussehen?"

In dem Video "Flüssige Spuren" rekonstruieren Lorenzo Pezzani und Charles Heller den Tod von 61 Flüchtlingen auf einem Boot im Jahr 2011. Der Fall wird quasi kriminalistisch aufgedeckt, anhand von Überwachungsdaten und Aussagen von Überlebenden, dass etwa Natoboote, die sie trafen, wieder abzogen, ohne ihnen zu helfen. Eine griechische Tragödie entfaltet sich da in 18 Minuten.

Visuell und emotional starke Arbeiten

Noch ganz aufgewühlt nähert man sich einem visuellen Ruhepunkt: Einem spiegelnden schwarzen Rechteck an der Wand. Darin liest man einen kurzen Text, der über Eck in Spiegelschrift angebracht ist: Wer in diese Fläche schaut, schließt einen Vertrag, dass dort beispielsweise die Weidehaltung von Tieren, das Sammeln von Feuerholz oder jede persönliche Ausdrucksform erlaubt ist.

Die Privatisierung von öffentlichem Raum, auch durch Immobilienspekulanten, ist ebenso Thema wie der dramatische Verlust an sozialer Absicherung, gegen den weder Community Polizisten noch Grenzzäune etwas ausrichten können. Die Kuratorin der Ausstellung, Sabine Winkler, hält fest: "Die Ökonomie und die Sicherheit gelten als unantastbar. Das sind so die Säulenheiligen, mit denen alles gerechtfertigt wird. Was dann bleibt, ist die behauptete Sicherheit, nach innen hin als Kontrolle und nach außen als Abschottung."

In politischen Themenausstellungen arbeitet sich sonst manchmal die Kunst eher brav und visuell unergiebig am Thema ab. Ganz anders in "As Rights Go By": In etlichen visuell und emotional starken Arbeiten vermittelt sich das Gefühl, wie das aktuelle Wirtschafts- und Politiksystem auch in Wohlstandsnationen immer mehr Menschen zu entrechteten Opfern macht.

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