Designer Thomas Feichtner im Porträt
Thomas Feichtner ist einer der erfolgreichsten Designer Österreichs. Seit etwa zehn Jahren entwirft der Industriedesigner Objekte für österreichische Traditionsunternehmen und für internationale Hersteller - Stühle, Besteck, Lampen oder Gläser.
8. April 2017, 21:58
Seine Arbeiten fanden Eingang in verschiedene Designsammlungen, wie der Sammlung des MAK und 2011 wurde Feichtner mit dem Österreichischen Staatspreis für Design ausgezeichnet. Letzte Woche präsentierte er seine neuesten Produkte bei der Messe in Mailand.

Thomas Feichtner
Kulturjournal, 20.4.2016
Service
Österreichische Traditionsunternehmen wie Lobmeyr, Porzellanmanufaktur Augarten, die Wiener Silber Manufactur oder die Neue Wiener Werkstätte zählen zu Feichtners Kunden, aber auch für internationale Hersteller wie Karboxx in Italien, Absolut Vodka Schweden oder Carl Mertens in Deutschland hat Feichtner schon Besteck, Lampen oder Gläser entworfen. Letzte Woche hat er seine neuesten Produkte bei der Messe in Mailand präsentiert.
Mit Skibindungen begonnen
Nachdem der 1970 geborene Designer von 1990 bis 1995 das Studium industrial design an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz studiert hat, startete Thomas Feichtner 1997 sein eigenes Designstudio und gestaltete zunächst Sportartikel und Investitionsgüter. Er zeichnete Skateboards, Snowboards oder Skibindungen für Fischer oder Tyrolia.
Ab 2005 begann er vermehrt Produkte für österreichische Manufakturen und traditionelle Handwerksbetriebe sowie experimentelle Einzelstücke für Ausstellungen zu entwerfen. Von 2009 bis 2014 war Thomas Feichtner Professor für Industriedesign an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.
Kühl und nicht verwässert
Nicht nur ein neues Wodkaglas sondern ein ganzes Wodka-Zeremoniell hat Thomas Feichtner für Absolut Vodka kreiert. Und zwar ein ganzes Wodka-Service nach Vorbild des traditionellen Kaffeeservices. Während der Kaffee heiß serverviert werden muss, muss der Wodka eiskalt sein. Damit schlechte Barkeeper keine Eiswürfel hineinwerfen müssen, und damit den Wodka verwässern, hat Thomas Feichtner dafür gesorgt, dass das Getränk nicht innerhalb des Glases gekühlt wird, sondern von außen.

Thomas Feichtner
Zu diesem Zweck setzt er die Gläser in Betonsockel, die vorher separat tiefgekühlt wurden und das Getränk sehr lange sehr kalt halten. Eine praktische Idee, die er auch in elegante Formen gegossen hat.
Ein reduzierter Stuhl
Eine weitere Neuheit, die Thomas Feichtner in Mailand präsentiert hat, ist ein knochenharter, spartanischen Stuhl, den er für die Firma Schmidinger in Vorarlberg entworfen hat: mit einer kurzen Sitzfläche, die nicht größer ist, als man sie unbedingt benötigt und einer Lehne, die nicht mehr als ein zarter Querbalken ist, leicht angeschrägt. Alles in Holz aus dem Bregenzer Wald.
Holz, Glas und Silber sind für Feichtner die traditionellen Materialien für österreichisches Design. Der Stuhl, der extrem reduziert ist und aussieht wie eine Zeichnung aus hölzernen Linien entspricht einem neuen Trend der Einfachheit, die Feichtner auf Europa zukommen sieht.
Auch wenn Feichtner schon mit einigen hochkarätigen internationalen Designpreisen ausgezeichnet wurde, arbeiten will er am liebsten in Österreich, wo er im 7. Bezirk inmitten vieler Gewerbehallen aus der Jahrhundertwendezeit sein Studio betreibt. Er liebt es, mit den umliegenden Manufakturen und Unternehmen zusammenzuarbeiten. Früher sah Feichtner seine Arbeit als Dienstleistung für ein Unternehmen an; heute ist er überzeugt dass er eigenständig Produkte mit neuer Identität schaffen kann.