"Rück - Blick: Kinetika 1967" im 21er Haus

Mit optischen Täuschungen und visueller Wahrnehmung spielt eine Kunstform der 1960er Jahre - die kinetische Kunst. Zu sehen ist das jetzt in einer Ausstellung im 21er Haus in Wien, die heute Abend eröffnet wird und sich auf eine historische Ausstellung bezieht: "Kinetika" wurde 1967 von Werner Hofmann kuratiert, vom Gründungsdirektor des damaligen 20er Hauses.

Gregorio Vardanega, Jeux électroniques, 1966

Gregorio Vardanega, Jeux électroniques, 1966
(Bildausschnitt)

Belvedere, Vienna

Kulturjournal, 26.4.2016

Service

21er Haus - Rück - Blick: Kinetika 1967
27. April bis 28. August 2016

21er Haus- Abstract Loop Austria
bis 29. Mai 2016

Poesie der Bewegung

Bewegt werden viele der fragilen Objekte aus den 1960er Jahren mit Elektrizität. Ihr fortgeschrittenes Alter erlaubt aus konservatorischen Gründen keinen Dauerbetrieb, daher werden sie nur zu jeder halben Stunde für jeweils eineinhalb Minuten in Gang gesetzt.

Es gibt optische Täuschungen und tanzende Lichtspiegelungen, Kreise, die sich gegeneinander verschieben oder Flächen, die ihre Farbigkeit ändern. Zu sehen ist auch genug, wenn die Apparaturen gerade ruhen. Da reicht es oft einen Blickwinkel zu ändern, um räumliche Tiefe zu entdecken, wo eigentlich nur eine zweidimensionale Oberfläche ist.

"Die Bewegung des eigenen Körpers ist ganz wichtig bei den statischen Objekten, die aber durch die Bewegung des Betrachters einen eigenen visuellen Reiz ausüben. Da können wir uns noch stärker auf unsere Wahrnehmung verlassen und uns dem Spiel hingeben können - das ist das Schöne", erklärt Harald Krejci. Er ist Kurator dieser an visuellen Überraschungen reichen Ausstellung.

"Es ist vor allem die Poesie der Bewegung, die diese Künstler angetrieben hat", sagt Krejci. "Es geht weniger um eine technische Darstellung, sondern um die Umsetzung von einfacher Technik in ein kompliziertes, raffiniertes visuelles Spiel. Auch das forschende Auge des Betrachters war gefragt."

"Kinetika"-Schau von 1967

Die Künstler waren interessiert an Mathematik und Physik, an Grundlagen der Wahrnehmung. Diese Interessen und empirische Forschungen sind in ihre Kunstwerke eingeflossen, sagt Harald Krejci, was zu Kritik seitens der Fachpresse, aber auch zu einem veränderten Künstler-Selbstverständnis geführt hat.

Die von Werner Hofmann 1967 zusammengestellte "Kinetika"-Schau im damaligen 20er Haus bezeichnet Harald Krejci als Höhepunkt des internationalen Trends zur bewegten Kunst. In Wien wurde die Ausstellung 1967 wohl nur von Eingeweihten wahrgenommen, international hatte sie durchaus Resonanz. Für einige österreichische Künstler - wie Marc Adrian, Helga Philipp und Hermann Painitz - war es eine Möglichkeit, sich im internationalen Kunstgeschehen Gehör zu verschaffen.

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