Leopold Museum zeigt Theodor von Hörmann

Theodor von Hörmann (1840-1895) gehört zu den ungewöhnlichsten und eigenständigsten Künstlern des späten 19. Jahrhunderts. Er entwickelte sich vom Realisten zum Impressionisten und wird von Hermann Bahr zum "Secessionist avant la lettre" stilisiert. Durch seinen frühen Tod im Alter von nur 55 Jahren, konnte er jedoch nicht mehr den letzten Schritt in die Moderne mitgehen.

Sainfoin field

Theodor von Hörmann, Esparsettenfeld I. Studie, um 1893

Leopold Museum

Ab morgen präsentiert das Leopold Museum erstmals eine Retrospektive des Künstlers, kuratiert von seiner Ur-Ur-Großnichte.

Kulturjournal, 28.4.2016

Marianne Hussl-Hörmann beschäftigt sich schon seit Langem mit ihrem Ur-Ur-Groß-Onkel. Sie hat das Werkverzeichnis und die erste umfangreiche Monografie von Theodor von Hörmann geschrieben, die die Basis für dieses Projekt, die erste museale Ausstellung von Theodor von Hörmann in Wien bildet - und das 120 Jahre nach seinem Tod.

Wien - Paris - Znojmo

Der Künstler hat drei wesentliche Lebensphasen, die mit seiner künstlerischen Entwicklung kongruent verlaufen, erklärt die Kuratorin: "Er hat nur 25 Jahre als Künstler gearbeitet. Die ersten ca. 15 Jahre war er noch im Dienste des Militärs und hat Kunst nur als Freizeit betreiben können. Diese erste Phase dauert so bis 1834, bis zu seiner Pensionierung. Die zweite Phase verbringt er drei Jahre in Frankreich, dort bekommt er wesentliche Impulse." Die die letzten fünf Jahre umfassende Phase verbringt er in Znojmo an der Thaya in Mähren. In dieser Zeit hat er regen Kontakt mit der Münchner und der Wiener Szene.

In dieser Zeit entstanden Werke, wie etwa "Eisschollen am Ufer der Thaya", "Mädchen im Mohn", oder auch "Tümpel im Buchenwald". In diesem Raum soll die Symbiose zwischen dem starken Realismus der Frühzeit und der Impressionistischen Malstruktur der französischen Zeit zum Ausdruck gebracht werden, die Theodor von Hörmann zu etwas Neuen verbindet. Sein Hauptmotiv war - klassisch - die Landschaft. Jenes Motiv, womit sich Maler des 19. Jahrhunderts profilieren könnten, da es keinen historischen Vorläufer gab.

Ein Blick über die Dächer

Als erster der österreichischen Malerei habe sich Hörmann mit dem Leben in der Stadt auseinandergesetzt, unterstreicht die Kuratorin: mit dem Leben, den Plätzen, den Bauwerken, den Baustellen. "Ein Raum der Ausstellung zeigt Pariser Städtebilder, wo sich unschwer Parallelen mit den französischen Impressionisten herstellen lassen." Der Künstler blieb trotz allem in erster Linie ein Realist, da er stets versuchte einen extrem objektiven Standpunkt einzunehmen, so die Kuratorin Marianne Hussl-Hörmann - Elemente, die sich durch seine gesamte Schaffensperiode ziehen. Ganz im Gegensatz zur Farbwahl. Seine Zeit in Frankreich zeichnete sich durch eine weitaus hellere Farbpalette aus und lehrte ihn das Licht mit der Farbe zu verweben.

Als gelernter Ingenieur und Vermessungstechniker der k. u. k. Armee weisen seine Werke strenge lineare Komponenten auf: scharfe Tiefenperspektiven; Diagonalen, die von Horizontalen gebrochen und von Vertikalen strukturiert werden. Theodor von Hörmann interessierte die Struktur, die hinter der normalen Wahrnehmung in der Natur zu finden ist.

Als Zusatz-Raum für die Ausstellung wurde das Atrium des Leopold Museum für reine Dokumentation genutzt. Hier soll gezeigt werden, wie Theodor von Hörmann als Ideengeber, als Vorstreiter der Wiener Secession wirkte und entscheidende Impulse setzte.

Service

Leopold Museum - Theodor von Hörmann - Von Paris zur Secession
29. April bis 29. August 2016

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